«The Broken Circle»: Abruptes Ende einer Idylle
Die Liebe wird erst dann unsterblich, wenn sie stirbt. Mit diesem paradoxen Satz könnte man Felix Van Groeningens neuen Film «The Broken Circle» beschreiben. Die vierte Regiearbeit des flämischen Regisseurs basiert auf dem Theaterstück «The Broken Circle Breakdown» von Johan Heldenbergh und Mieke Dobbels und ist so theatralisch wie poetisch.
Heldenbergh, der Koautor des Theaterstücks, ist gleich auch der männliche Hauptdarsteller der Verfilmung. Zusammen mit Elise (Veerle Baetens) erlebt er als Didier eine Amour fou mit vorläufigem Happy End: Sie ist passionierte Tätowiererin, er verehrt Bill Monroe, «den Vater des Bluegrass», und sein Banjo. Nicht zufällig erinnert einen das Paar zuweilen an June Carter und Johnny Cash aus dem Film «Walk the Line»: Elise beginnt, in Didiers Band zu singen, Didier kämpft mit Alkoholexzessen. Die Geburt der gemeinsamen Tochter Maybelle scheint für beide ein Segen zu sein. Die Filmhandlung durchbricht diese Idylle allerdings recht schnell: Im Alter von sechs Jahren erkrankt Maybelle an Krebs und benötigt eine Chemotherapie.
Rund acht Jahre im Leben des Liebespaars umspannt «The Broken Circle»: von der magischen ersten Begegnung über lange Tage im Spital mit ihrer Tochter – bis zum tränenreichen Ende. Van Groeningen wechselt oft gekonnt zwischen verschiedenen Zeitebenen und reiht dabei schönste Erinnerungen an die bittere Gegenwart.
Man könnte Felix Van Groeningens Werk eine Liebesgeschichte nennen – ebenso gut auch einen Musikfilm. Durch die berührenden Bluegrass- und Countrysongs, die Didier und Elise zusammen singen, wird oft ebenso viel gesagt wie in den Dialogen zwischen den beiden. Es sind grosse Gefühle und eindrückliche Bilder, die der Film vermittelt. Und doch, zuweilen wünscht man sich in «The Broken Circle» von allem etwas weniger: etwas weniger Drama, etwas weniger sprunghafte Schnitte, etwas weniger anfängliche Idealisierung dieser zwei Liebenden.
The Broken Circle. Regie: Felix Van Groeningen. Belgien 2013