«Ernste Gesänge» von Hanns Eisler: Kein milder Abschied

Nr. 42 –

Sein berühmtestes Stück steht am Ende dieser CD: das «Solidaritätslied», entstanden 1929/30 in der Weltwirtschaftskrise zu einem Text von Bertolt Brecht. Und auch in der Version für Stimme und Klavier erweist es sich als eine der prägnantesten Liedschöpfungen des 20. Jahrhunderts.

Der Bariton Matthias Goerne beginnt sein Hanns-Eisler-Programm mit dessen letzten Liedern: den «Ernsten Gesängen», vollendet 1962 kurz vor seinem Tod. Es ist kein mildes Abschiednehmen, sondern nochmals eine Auseinandersetzung mit der Zeit und der Gesellschaft, hier konkret mit der DDR nach dem 20. Parteitag. Beschworen wird darin das «kaum erträumte Glück: Leben, ohne Angst zu haben», wie es in einem Lied heisst. Goerne singt das klar, direkt und mit Wärme, ohne zu forcieren oder dick aufzutragen, und er erweist dem grossartigen Melodiker Eisler die Ehre.

Damit spannt die CD einen Bogen über die Biografie des Komponisten, der bei Arnold Schönberg sein Handwerk lernte. Thomas Larcher spielt die «Klaviersonate op. 1» von 1923 und begleitet Goerne in den Brecht-Vertonungen aus dem amerikanischen Exil in Kalifornien: «Das ist der klassische Ort, wo man Elegien schreiben muss», notierte Eisler dazu: «Man lebt nicht ungestraft in Hollywood, man muss das einfach mitbeschreiben.»

Hanns Eisler: Ernste Gesänge. Harmonia Mundi