WOZ unterwegs 2014: Wien, Berlin, Baskenland

Nr. 11 –

Auch in diesem Jahr offerieren wir unseren LeserInnen erhellende Ausflüge in die Vergangenheit und die Gegenwart – mit Stadtrundgängen, Gesprächen mit ZeitzeugInnen, Wanderungen, Referaten und Debatten mit AktivistInnen von heute.

  • Kommunaler Wohnungsbau in Wien: Der Matteotti-Hof trägt seinen Namen in Erinnerung an einen 1924 von Faschisten ermordeten italienischen Linkspolitiker. Foto: Pit Wuhrer
  • Gedenkstätte KZ Sachsenhausen, 35 Kilometer nördlich vom Berliner Stadtzentrum. Hier wurden von 1936 bis 1945 über 100 000 Menschen umgebracht. Foto: Markus Spörndli
  • Gegenkultur in den kleinen Städten, Grosskultur in der Grossstadt: Das Guggenheim-Museum in Bilbao hat sich der modernen Kunst verschrieben. Foto: Erika Ede, Guggenheim-Museum

21. bis 28. Juni: Bewegtes Wien

Über viele Jahrzehnte hinweg prägten die Errungenschaften der einst radikalen sozialdemokratischen Kommunalpolitik das Leben in der österreichischen Hauptstadt. Doch allmählich verblasst, was in den zwanziger Jahren erkämpft worden war. Quartiere werden schick und teuer gemacht, die Mieten steigen, überall Gentrifizierung und die Frage: Wem eigentlich gehört die Stadt?

In Wien gab es immer eine Protestkultur. Hatte nicht ein breiter Widerstand das AKW Zwentendorf und das geplante Kraftwerk Hainburg in den Donauauen verhindert? Sind nicht Antifa-Kundgebungen gegen die populistische Rechte, bunte 1.-Mai-Paraden, Hausbesetzungen, StudentInnenproteste und die Solidarität mit Flüchtlingen zu einem festen Bestandteil des Wiener Lebens geworden?

Doch unter welchen Bedingungen können linke Ziele in die Praxis umgesetzt werden? Wie entstehen Bewegungen? Was sind die Voraussetzungen für eine radikale und zukunftsfähige Politik? Und welche Fehler wurden in den letzten Jahrzehnten gemacht? Das wollen wir am Beispiel Wien ergründen.

Auf der WOZ-Reise in das Wien der vielfältigen Bewegungen treffen wir AktivistInnen von heute und ZeitzeugInnen des antifaschistischen Kampfs der dreissiger und vierziger Jahre. Wir hören von HistorikerInnen, wie es zum «Roten Wien» kam. Wir spazieren durch lebendige Quartiere, besuchen den legendären Karl-Marx-Hof, wandern auf den Spuren linker WiderstandskämpferInnen, sprechen mit kritischen GewerkschafterInnen und feministischen Aktivistinnen – und erleben so ein ganz anderes Wien: keine habsburgisch verhockte und im Schmäh versunkene Stadt, sondern eine Metropole, in der viele nicht lockerlassen.
Pit Wuhrer

Preise (inkl. Hin- und Rückreise im Zug, 
inkl. Frühstück): Jugendherberge, Vierbettzimmer: Fr. 1600.–; Hotel, DZ: Fr. 1780.–; Hotel, EZ: Fr. 1980.–; nur Programm: Fr. 1100.–.
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20. bis 26. Juli: Widerspenstiges Berlin

Viele von uns waren schon in Berlin, glauben die Hauptstadt Deutschlands zu kennen – historische Orte und den alternativen Chic. Dabei gibt es unzählige, oft unscheinbare Gebäude, Quartiere und Strassenzüge, deren Bedeutung sich erst durch Erzählungen erschliesst – von Historikern, Zeitzeuginnen oder heutigen Aktivisten. Wie war das damals, als im November 1918, in der Endphase des Ersten Weltkriegs, die Revolution ausbrach, die Monarchie abgeschafft und eine parlamentarisch-demokratische Republik errichtet wurde? Was machte die ArbeiterInnenkultur der zwanziger Jahre aus, etwa im alten Stadtbezirk Wedding? Wer widersetzte sich mit welchen Mitteln dem Nationalsozialismus? Welche Rolle spielten die (auch linke) Opposition und die Bürgerrechtsbewegung in der DDR – und was hält eine ehemalige DDR-Bürgerin von der «Wiedervereinigung»?

Berlin hat nicht nur eine höchst turbulente Geschichte hinter sich. Berlin ist durch seine jahrhundertelange Prägung durch Einwanderung und durch all seine historischen Brüche auch weiterhin ein soziales und künstlerisches Experimentierfeld geblieben. Doch die Freiräume für widerständiges Leben, die die Aufbrüche der 1968er-Generation und die Kreuzberger Hausbesetzerszene der Achtzigerjahre geschaffen haben, müssen immer wieder behauptet und neu erkämpft werden. Im heutigen Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain etwa, wo ein buntes Durcheinander von alternativem Wohnen, Stadtentwicklung, Massentourismus und hippem Clubleben zu einer Gentrifizierung führt. Wie gehen politisch Alternative damit um, die wissen, dass sie selbst Teil dieser Dynamik sind?

Organisiert wird die Reise von deutschen Mitarbeitern des Istoreco (Reggio Emilia), die regelmässig italienische Jugendliche bei ihren Bildungsreisen nach Berlin begleiten.
Markus Spörndli

Preise (inkl. Hin- und Rückreise im Zug, Frühstück und sieben Mahlzeiten): Hotel, DZ: Fr. 1850.–; Hotel, EZ: Fr. 2000.–; nur Programm (inkl. sieben Mahlzeiten): Fr. 1200.–.
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13. bis 20. September: Rebellisches Baskenland

In den letzten dreissig Jahren kam das Baskenland nur dann in die Schlagzeilen, wenn es einen Anschlag der Untergrundorganisation Eta gab. Der bewaffnete Konflikt überdeckte alles. Doch das Baskenland hat auch ganz andere Seiten: Kaum irgendwo in Europa sind soziale Bewegungen, Basisgewerkschaften und linkssozialistische Parteien so stark wie hier.

Die Gewerkschaft LAB kämpft für die vollen Rechte der illegalen EinwanderInnen, die zweitstärkste politische Kraft definiert sich als sozialistisch-feministische Unabhängigkeitspartei, fast überall gibt es autonome Jugendzentren, auf Volksfesten hängen die Fotos politischer Gefangener, das linke Wahlbündnis Bildu stellt 120 BürgermeisterInnen, und nun ist eine grosse neue Bewegung des zivilen Ungehorsams entstanden.

Linke Inhalte, Traditionspflege und die Forderung nach Unabhängigkeit passen hier offenbar zusammen. Die Franco-Diktatur hat im Baskenland zu einer ganz eigenen Verbindung von Politik und Kultur, von Widerstand und Offenheit, von Tradition und Revolte geführt. Erstaunlich dabei: Die Gegenkultur ist in den kleinen Industriestädten und Bauerndörfern viel sichtbarer ist als in den Grossstädten.

Was will die baskische Linke? Wie hat sich der Konflikt seit dem Ende der Eta entwickelt? Was bewirken die linken Gemeindeverwaltungen? Welche Rolle spielen Genossenschaften und Nachbarschaftshilfe? Diese und andere Fragen werden wir mit baskischen AktivistInnen diskutieren. Wir treffen Gewerkschafterinnen und linke Bürgermeister, besuchen Zeitungsprojekte, Volksfeste und die Mondragón-Kooperativen, debattieren über die Ursachen des baskischen Konflikts, erkunden symbolträchtige Städte – und entdecken auf diese Weise ein rebellisches Europa, das in den Medien so nie auftaucht.
Raul Zelik

Preise (exkl. An- und Rückreise, inkl. Übernachtungen und Frühstück) pro Person 
Fr. 1630.–; nur Programm: Fr. 1230.–.
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Die WOZ-Reisen

Seit fünf Jahren bietet die WOZ ihren LeserInnen themenbezogene Reisen an, die ein so positives Echo hervorgerufen haben, dass wir in diesem Jahr wieder drei Ziele offerieren. Die Reiseprogramme entstehen in Zusammenarbeit mit lokalen VeranstalterInnen und Projekten und werden jeweils von einem WOZ-Redaktor oder einer WOZ-Redaktorin begleitet.

Die hier angegebenen Reisekosten sind Richtpreise. Grundsätzlich ist es möglich, a) nur das Programm, b) das Programm mit Unterkunft oder c) das Programm mit Unterkunft und Hin- und Rückreise zu buchen. Im Reisepreis inbegriffen sind Organisation, Reiseleitung, Hin- und Rückreise (ausser Baskenland), Übernachtungen, Übersetzung, Ausflüge und ReferentInnen.

Individuelle Wünsche wie Aufenthaltsverlängerungen, andere An- und Abreisezeiten, Transportmittel und so weiter können nicht über die WOZ organisiert werden.

Alle Informationen zu den Reisen finden Sie unter www.woz.ch/wozunterwegs. Sie erreichen uns per Mail an unterwegs@woz.ch oder telefonisch unter 044 448 14 83.

Reisen Sie mit? Den Anmeldetalon finden Sie auf www.woz.ch/wozunterwegs bei der jeweiligen Reise. Schicken Sie ihn an: WOZ Die Wochenzeitung, WOZunterwegs, Hardturmstrasse 66, 8031 Zürich. Oder mailen Sie den eingescannten Talon an: unterwegs@woz.ch.