WOZ unterwegs 2013: Barcelona, Berlin, Reggio Emilia

Nr. 9 –

Auch in diesem Jahr offerieren wir unseren LeserInnen erhellende Ausflüge in die Vergangenheit und die Gegenwart – mit Stadtrundgängen, Gesprächen mit ZeitzeugInnen, Wanderungen, Referaten und Debatten mit AktivistInnen von heute.

Kaum irgendwo in Europa sind die aktuellen Ereignisse so sehr von den historischen Entwicklungen geprägt wie in Spanien. Das Land ist wie vor 75 Jahren zu Zeiten des Spanischen Bürgerkriegs gespalten. Warum kann noch immer eine Partei Wahlen gewinnen, die in der Tradition des Putschisten und Diktators Franco steht? Wie geht man mit der Vergangenheit um? Was sagen die ehemaligen WiderstandskämpferInnen auf der republikanischen Seite dazu? Wenn Sie Barcelona aus einem anderen als dem touristischen Blickwinkel kennenlernen wollen: Jetzt haben Sie die Gelegenheit dazu!

Kaum eine andere europäische Stadt ist derzeit so angesagt wie Berlin. Dieser Ort – Hauptstadt des Königreichs Preussen, dann des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, des «Dritten Reichs», anschliessend der DDR und seit einiger Zeit des wiedervereinigten Deutschlands – war jahrhundertelang geprägt von Monarchien, Diktaturen und autoritären Regimes. Eine Stadt, in der die Eliten den Ton angaben. Doch es gab stets auch ein anderes Berlin – in dem die Menschen Widerstand leisteten, sich mit den Verhältnissen nicht zufriedengaben. Und das bis heute. Wollten Sie dieses rote Berlin nicht immer schon kennenlernen?

Kaum irgendwo in Europa wird ein so hoher Prozentsatz der regionalen Wertschöpfung von Kooperativen erwirtschaftet wie in der norditalienischen Provinz Reggio Emilia. Das Genossenschaftswesen hat dort eine jahrhundertealte Tradition. Dass es nach Faschismus und deutscher Besetzung wieder aufblühte, ist auch den PartisanInnen zu verdanken, die vom September 1943 bis April 1945 in den Bergen des Apennins und in der Poebene gegen den Faschismus kämpften. Manche von ihnen gründeten nach der Befreiung Kooperativen. Und noch etwas entstand aus der PartisanInnenbewegung: die Reggio-Pädagogik, ein demokratisches Erziehungskonzept, umgesetzt in kommunalen Kindertagesstätten. Wenn Sie einen Einblick in gleich drei gesellschaftlich wichtige, auch heute noch bedeutsame Themen (Geschichte des antifaschistischen Widerstands, alternative Wirtschaftsformen und offene Erziehungsmethoden) gewinnen wollen, ist das die richtige Reise für Sie.

1. bis 8. Juni: Barcelona

Sie lernen die Stadt der «Feuerrose», die heimliche Hauptstadt des Anarchismus, in mehreren Rundgängen kennen. Sie erfahren viel über die Aufstände und Revolten im 19. Jahrhundert (bei denen oft auch Kirchen angezündet wurden, daher der Beiname Feuerrose). Sie bekommen von Historikern einen Eindruck von den Klassenkämpfen und den politischen Fronten auch im 20. Jahrhundert vermittelt. Sie hören von ZeitzeugInnen, was während des Bürgerkriegs an der Front und im Hinterland geschah, unter welchen Bedingungen sie gegen die nachfolgende Franco-Diktatur kämpften und wie sie sich den heutigen Verhältnissen widersetzen. Sie bekommen eine Ahnung davon, welch langfristig verheerende Folgen der Kampf zwischen Kommunisten und Anarchistinnen 1937 hatte und welche Mühen die Angehörigen der Opfer und auch HistorikerInnen heute mit den gesellschaftlichen Eliten haben, die sich gegen eine Aufarbeitung der Geschichte sperren.

Wir bleiben nicht die ganze Zeit in Barcelona. Einmal fahren wir nach Corbera d’Ebre, wo 115 Tage lang die letzte grosse Schlacht des Bürgerkriegs tobte, gehen durch die zerstörte Altstadt und besuchen Museen. Zwei Tage später wandern wir im Norden zur spanisch-französischen Grenze, über die im Herbst 1939 binnen weniger Tage rund 450 000  Menschen vor den anrückenden Truppen Francos flohen. Überdies informieren uns der WOZ-Autor Ralph Hug über die Schweizer SpanienkämpferInnen und die Politik der offiziellen Schweiz sowie die WOZ-Korrespondentin Dorothea Wuhrer über die aktuellen Zustände im Land. Zum Schluss treffen wir junge und alte AktivistInnen der Indignado-Bewegung, der Empörten, die sich mit vielen fantasievollen Aktionen dem knallharten Sparkurs von IWF, EU und der eigenen Regierung widersetzen.

Die Reise wird von Cultruta.com begleitet, einem lokalen Veranstalter von Kultur- und Geschichtsführungen, der schon die letzten WOZ-Reisen nach Spanien organisierte.

21. bis 27. Juli: Berlin

Es gibt in Berlin unzählige Orte, die man mal gesehen haben muss – nicht Brandenburger Tor, nicht Reichstag, nicht Potsdamer Platz und Museumsinsel. Sondern kleine, oft unscheinbare Gebäude, Quartiere, Strassenzüge, deren historische oder aktuelle Bedeutung sich erst durch Erzählungen erschliessen – von ZeitzeugInnen oder heute noch handelnden Menschen. Wie war das damals, als im November 1918, nach dem Ersten Weltkrieg, die Revolution ausbrach? Was machte die ArbeiterInnenkultur der zwanziger Jahre aus? Wer widersetzte sich dem Nationalsozialismus? Welche Rolle spielte die (linke) Opposition in der DDR? Gibt es heute ein widerständiges Leben in Berlin?

Wir werden von HistorikerInnen durch Stadtteile geführt, Gedenkorte aufsuchen, einen Spaziergang auf den Spuren von John Heartfield und Bert Brecht unternehmen, von ZeitzeugInnen über den Widerstand im Faschismus, den antifaschistischen Aufbruch nach 1945, die Verhältnisse in der DDR, den Aufbruch 1968 informiert – und begegnen AktivistInnen, die sich heute gegen die Gentrifizierung wehren. Organisiert wird die Reise von deutschen Mitarbeitern des Istoreco (Reggio Emilia), die regelmässig italienische Jugendliche bei ihren Bildungsreisen nach Berlin begleiten.

Für diese Reise gibt es schon viele InteressentInnen! Wer mitwill, muss sich beeilen!

13. bis 19. Oktober: Reggio Emilia

Reggio Emilia, bis zu Mario Montis Sparmassnahmen Hauptort der gleichnamigen Provinz, ist eine unscheinbare Stadt, irgendwo zwischen Parma und Modena. Aber sie hat es in sich. Weil wir hier Fernando Cavazzini treffen, den Sabotagechef eines PartisanInnenkommandos, das viele Strassen und Brücken sprengte. Und der danach eine Bauarbeiterkooperative gründete. Weil wir Giacomina Castagnetti erleben, die sich nach ihrer PartisanInnenzeit für Frauenrechte einsetzte. Weil wir viel über die Geschichte dieser oft rebellischen Provinz erfahren werden, deren BewohnerInnen sich zusammenschlossen, statt dem Staat zu vertrauen, selbst handelten, statt auf die Behörden zu warten.

Sie werden auf dieser Reise also alte PartisanInnen kennenlernen, durch die Berge (wo diese operierten) spazieren, selbstverwaltete Betriebe sehen und mit GenossenschafterInnen sprechen und Einrichtungen der hochgelobten Reggio-Pädagogik besuchen, die vor Jahren als «beste vorschulische Institution der Welt» ausgezeichnet wurde. Natürlich werden Sie von Anfang an im Bilde sein – auch dank des Wissens über die Geschichte der Provinz. Denn die wird uns zu Beginn der Historiker von Istoreco vermitteln, dem lokalen Geschichtsinstitut der Partisanenvereinigung Anpi, das auch die Reise organisiert. Und am Schluss werden wir – wie bei allen WOZ-Reisen – mit Menschen debattieren, die die aktuellen gesellschaftlichen Machtverhältnisse verändern wollen.

Alle Reisen wurden in enger Abstimmung 
mit der WOZ konzipiert, mindestens 
ein Redaktionsmitglied ist stets dabei.

Preise und Leistungen

Die angegebenen Reisekosten sind Richtpreise, die sich je nach Anzahl TeilnehmerInnen noch leicht verändern können. Grundsätzlich ist es möglich, a) nur das Programm, b) das Programm mit Unterkunft oder c) das Programm mit Unterkunft und Hin- und Rückreise (ausser Barcelona) zu buchen. Im Reisepreis inbegriffen sind Organisation, Reiseleitung, Übernachtungen, Ausflüge und ReferentInnen.

Individuelle Wünsche wie Aufenthaltsverlängerungen, andere An- und Abreisezeiten, Transportmittel und so weiter können nicht über die WOZ organisiert werden.

Je nach Unterkunft und bevorzugtem Transportweg ergeben sich folgende Preise:

Barcelona (ohne Hin- und Rückreise, inkl. Frühstück und drei Mahlzeiten): Hotel, DZ: Fr. 1590.–; Hotel, EZ: Fr. 1890.–; nur Programm: Fr. 1000.–.

Berlin (inkl. Hin- und Rückreise im Zug, Frühstück und sieben Mahlzeiten): Hotel, DZ: Fr. 1900.–; Hotel, EZ: Fr. 2050.–; nur Programm: auf Anfrage.

Reggio Emilia (inkl. Hin- und Rückreise im Zug, inkl. Frühstück): Jugendherberge: Fr. 1480.–; Hotel, DZ: Fr. 1650.–; Hotel, EZ: Fr. 1760.–; nur Programm: Fr. 1050.–.

WOZunterwegs

Alle Informationen zu diesen Reisen finden Sie unter www.woz.ch/wozunterwegs. Haben Sie Fragen? Sie erreichen uns per Mail an unterwegs@woz.ch oder telefonisch unter 044 448 14 83.

Reisen Sie mit? Gerne nehmen wir Ihre schriftliche Anmeldung entgegen. Schicken Sie den Anmeldetalon an WOZ Die Wochenzeitung, WOZunterwegs, Hardturmstrasse 66, 8031 Zürich. Oder melden Sie sich online an: Das Anmeldeformular finden Sie auf www.woz.ch/wozunterwegs bei der jeweiligen Reise.

Wir freuen uns auf spannende Reisen mit Ihnen!