André Brink (1935–2015): Avantgardeschriftsteller und Apartheidkritiker

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Er war ein scharfer Kritiker der Apartheid, einer der einflussreichsten Autoren Südafrikas und als Dozent, Literaturkritiker und Übersetzer tätig: Am 6. Februar ist André Brink im Alter von 79 Jahren verstorben. Ein politisch engagierter Autor war er nicht immer. In seinen frühen Romanen mied er das Thema Apartheid und blieb in der begrenzten Themenwelt der weissen Literatur des Landes. Vor allem zwei Parisaufenthalte und das Massaker von Sharpeville 1960, bei dem 69 DemonstrantInnen erschossen wurden, führten ihm die Wirklichkeit Südafrikas vor Augen. 1962 gründete er mit anderen SchriftstellerInnen die Bewegung Die Sestigers (Die Sechziger) mit dem Ziel, Literatur zu schaffen, die sich anderen Themen als den provinziellen Alltagsstrapazen der weissen Mittelschicht öffnet. Sein Roman «Kennis van die Aand» («Blick ins Dunkel») von 1973 handelt von der Beziehung eines Weissen und einer Schwarzen und war der erste auf Afrikaans verfasste Text, der in Südafrika verboten wurde. Daraufhin veröffentlichte er den Roman erfolgreich auf Englisch im Ausland und verfasste von da an seine Werke jeweils auf Afrikaans und Englisch; die Veröffentlichung auf Afrikaans blieb als kämpferisches Mittel für ihn aber immer wesentlich.

Brink war mehrmals für den Nobelpreis für Literatur im Gespräch und für «‘N Oomblik in die Wind» (1975, «Stimmen im Wind») und «Gerugte van Reën» (1978, «Rumours of Rain») zweimal auf der Shortlist des Booker Prize, der wichtigsten englischsprachigen Literaturauszeichnung. Neben dem Thema Rassentrennung behandelte er immer wieder die Position der Frau (so in «Philida» von 2012). André Brink war sich der Problematik, als weisser Mann aus der Sicht einer schwarzen Frau zu schreiben, wohl bewusst. Doch war es genau dies, was für ihn gute Literatur können muss – in andere Lebensgeschichten einzutauchen, um sie erfahrbar zu machen.