Wichtig zu wissen: Die Pracht unter Huonders Robe
Ruedi Widmer über heterosexuelle, weisse Mannesmänner
Der US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump liegt im Vorwahlkampf der Republikaner in Führung. Auch hierzulande kommt sein ungehobelter Stil an. Vorab bei weissen, heterosexuellen Männern. «Erfrischend», «frei von der Leber weg» rede Trump. Latinos seien Drogenhändler, Frauen hauptsächlich für Sex da. Das begeistert den politischen Mann und die apolitische Frau gleichermassen. Die Aufgaben eines US-Präsidenten, überhaupt der Politik, haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Politik ist einfacher geworden, viele Probleme sind inzwischen gross genug, um endlich als unlösbar akzeptiert zu werden. Man kann sich so wieder auf das Machbare und Naheliegende konzentrieren.
Deshalb tritt auch in der Schweiz eine Rekordmenge von Nationalratskandidaten an. Das Feuer der Politik lodert wieder, es macht endlich wieder Spass, denn man kann sich auf seine ureigensten Interessen konzentrieren (Leute quälen, Steuern senken, Frauen beschimpfen, Grenzen schliessen, Sex haben) und muss sich weniger mit langweiligen Aufgaben mit vielen Zetteln und Sitzungen beschäftigen, wie sie noch in den nuller Jahren die Bundespolitik bleiern gemacht haben.
Je komplizierter politisiert wird (zum Teil schwierige Gesetze, Wörter mit vielen Buchstaben, Sachen mit Frauen), desto weniger ist die Politik beim Volk akzeptiert, weil sie nichts mehr mit dem heterosexuellen Männerverstand und dem entsprechenden Leben zu tun hat (Klarheit, Geld, Auto). Damit ist nun Schluss.
Der weisse, heterosexuelle Mannesmann Giuliano Bignasca erlebt mit Donald Trump seine Wiedergeburt. Auch Bischof Huonder ist ein Apologet dieses neuen männlichen Zeitalters, dessen Spirit viele gar noch nicht mitbekommen haben, weil sie nicht auf Facebook und im Bahnhofsbuffet verkehren. Huonder hat mit seiner Rücksichtslosigkeit seine Heterosexualität zum Markenzeichen gemacht. Jeder Traditionalist, ob Christ oder Islamist, kann sich dreidimensional vorstellen, welche Pracht sich unter seiner Robe erstreckt, und sich daran erfreuen, selber auch derart heterosexuell zu sein.
Es gibt noch einige solche Männer der Zukunft: Wladimir Putin, der sich gerne auch mal ohne Krawatte zeigt und so frisch und busper wie aus dem 3-D-Drucker aussieht; der für vierzig weitere Politjahre geliftete Silvio Berlusconi, der in Russland eine Ministerkarriere bekommen soll, oder CSU-Mann Horst Seehofer, dessen Nachname das Apple-Korrekturprogramm immer in «Seeufer» abändert und so den nächsten Satz inspiriert: Sie sind die Leuchttürme der Jugend, sie haben die Fussballspieler abgelöst, die, unterirdisch metrosexuell und multikulturell, keine Heterosexualität mehr ausstrahlen können.
Auch die Frauen werden mannesmännlicher. Angela Merkel, Yvette Estermann, Nadja Pieren, Thomas Fuchs, Martullo Blocher. Reinstes Politadrenalin, das eine wunderbare männliche Heterosexualität ermöglicht, wie sie für die neue Politik unumgänglich geworden ist.
Was diese neue für alle begreifbare Politik auszeichnet, ist eine klare Bevorzugung der eigenen Person und ihre Herauslösung aus der Masse. Sie lädt jeden Wähler ein, sich selber aus der sozialen Gesellschaft mit herauszulösen oder aus einer Problemmasse wie der der Ausländer, der Rücksichtslosen, der Rassisten oder der Ausbeuter. Der Einzelne ist nie schlecht, nur die Masse. Dieser Schälprozess ist die wahre politische Mission des heterosexuellen Mannesmanns. Kommt der Flüchtling alleine mit dem Schiff, dann wird er bevorzugt behandelt und bekommt ein Bankkonto. Kommt er aber mit dem öffentlichen Schiff, dann ist er für den heterosexuellen Mannesmann wertlos.
Nur der, der sich der Masse entziehen konnte, ist ein Held und damit erst Teil des Volkes.
Ruedi Widmer gehört zur kalorienreichen Masse der Cartoonisten.