Was weiter geschah: Ermüdender Kampf
Gut fünf Monate dauert die Besetzung der Kirche St. Laurent in Lausanne mittlerweile an. Die Bleiberecht-Organisation Collectif R will mit der Aktion eine nationale Debatte über das Dublin-System anreissen, das für viele Flüchtlinge eine Rückkehr ins italienische Elend bedeutet. Noch immer leben fünf Männer aus Äthiopien im Pfarrsaal. Die einzige Frau, die im März mit eingezogen war, musste St. Laurent aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Zwei der sechs Flüchtlinge haben inzwischen aufgrund ihrer Aufenthaltsdauer in der Schweiz ein reguläres Asylverfahren erhalten. Die anderen warten auf den Entscheid über ihre Wiedererwägungsgesuche. Je länger die Besetzung dauert, desto herausfordernder wird sie für das Kollektiv. «Gerade in den Sommerferien war es schwierig, die 24-Stunden-Betreuung zu organisieren», sagt Aktivist Francis Kay. Nach dieser anstrengenden Phase soll der Protest nun neu aufleben: Am Dienstag dieser Woche organisierte das Collectif R eine weitere Kundgebung in der Lausanner Innenstadt. In der Waadt hat der Protest von St. Laurent auch politisch hohe Wellen geschlagen: Das Kantonsparlament setzt sich für ein Bleiberecht ein. Nationale Aufmerksamkeit zu bekommen, sei schwieriger, sagt Kay. Positive Asylentscheide für die sechs Flüchtlinge wären für ihn «ein kleiner Erfolg». Wie es andernfalls weitergehen soll, ist unklar. Die Bereitschaft, Widerstand zu leisten, sei jedenfalls weiterhin gross. Gegebenenfalls auch ausserhalb der Kirche.
Nachtrag zum Artikel «Die renitenten Pfarrer von Saint-Laurent» in WOZ Nr. 25/2015 .