Im Affekt: Schneeweisses Schaulaufen

Nr. 3 –

Der Schwarze wird also seine Faxen machen, er wird den geschmeidigen Conférencier geben, der seine Spässe reisst auf Kosten der Stars. Dazu ist er gut, als Hofnarr der Academy. Der Schwarze, das ist Chris Rock, der als Moderator durch die diesjährige Oscar-Verleihung führen wird, und die Chancen, dass er dabei einen schwarzen Kollegen als Preisträger feiern darf, sind gleich null. Zum zweiten Mal in Folge haben die SchauspielerInnen der Academy ausschliesslich weisse KollegInnen für die Schauspielpreise nominiert.

Der Oscar als schneeweisses Schaulaufen: Das hat Spike Lee so wütend gemacht, dass er da nicht mitspielen mag. Dabei war er bei den traditionellen Governors Awards im November erst noch mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet worden. Die Academy Awards müssen also ohne ihren Ehrenpreisträger stattfinden. Seinen Oscar-Boycott hat Spike Lee auf Instagramm verkündet. Schon vor ihm hat die Schauspielerin Jada Pinkett Smith, Ehefrau von Will Smith, eine pointierte Videobotschaft ins Netz gestellt. Es sei herabwürdigend, um Anerkennung bitten zu müssen: «Vielleicht ist es Zeit, dass wir unsere Ressourcen zurückziehen und sie wieder in unsere eigene Community investieren.»

Dabei, schreibt Spike Lee, sei die Oscar-Verleihung natürlich nicht der Ort, wo der eigentliche Kampf stattfinde. Das Problem seien die Chefetagen, wo die Gatekeeper darüber entschieden, welche Filme gedreht werden und welche nicht. Allerdings: Die eklatante Nulldiversität bei den diesjährigen Oscars spiegelt nur die realen Verhältnisse in Hollywood. Gemäss dem alljährlichen Bericht des Bunche Center sind bei den Studiobossen gegenwärtig 94 Prozent weiss, 100 Prozent sind männlich. Auf der Stufe des leitenden Managements sind 92 Prozent weiss und 83 Prozent männlich.

Das sind Zahlen, über die Chris Rock bei den Oscars ein paar böse Witze machen könnte.

Anmerkung der Abschlussredaktion: Auf der WOZ gibt es auch niemanden, den man als schwarz bezeichnen würde.