Agenda

Nr. 6 –

Ein Solo für den Wind

«Der Wind, der Wind, das himmlische Kind», antworten Hänsel und Gretel im Märchen auf die Frage der Hexe, wer an ihrem Lebkuchenhäuschen knuspert. Der Wind als Kind – diese Vorstellung ist auch in der griechischen Mythologie verankert, hat doch der Gott der Winde Aiolos mit Eos, der Göttin der Morgenröte, vier Kinder: Nordwind (Boreas), Südostwind (Euros), Westwind (Zephyros) und Südwind (Notos).

Jedes Kind ist also ein Wind für sich – und mit dem Wind in Einzahl setzt sich auch das neue Stück «Wind» der Performancegruppe Ultra auseinander. Das Solo an sich steht im Zentrum des Projekts: «Warum soll man denn mit anderen zusammen sein, wenn man genauso gut allein sein kann?» Diese Frage stellte sich die Gruppe um Martin Bieri, Orpheo Carcano, Thomas Köppel, Nina Langensand und Corina Caviezel in ihrem neuen Stück und setzte das Thema des Alleingangs auch bei der Herangehensweise ans Projekt um. So wurde während der Proben nicht miteinander geredet. Die Beteiligten trafen sich, taten nebeneinander, was sie tun mussten und wollten, und schauten, was passiert.

Denn irgendwann kommt der Punkt, an dem ein Wind auf einen anderen, ein Körper auf einen anderen und die isolierte Psyche auf die soziale Umgebung trifft – was dabei herauskommt, davon erzählt «Wind».

«Wind» in: Luzern Südpol, Do, 11. Februar 2016, 20 Uhr, Fr, 12. Februar 2016, 22 Uhr, Sa, 13. Februar 2016, 20 Uhr. www.sudpol.ch

Silvia Süess

Die «gute Nachbarschaft»

Der Kunsthistoriker Aby Warburg, der von 1866 bis 1929 lebte, ordnete Bilder nach dem Prinzip der «guten Nachbarschaft» und bereitete so die heutigen Kulturwissenschaften vor. Er heftete Bilder aus unterschiedlichen Zusammenhängen und Zeiten auf seine mit schwarzem Leinen bezogenen Holztafeln und stellte so Ordnungen her, die gerade auch im Zeitalter von Google Images überraschende Einsichten ermöglichen.

Nach einer ersten Schau 2013 wird nun auch die zweite Hälfte dieser rekonstruierten faszinierenden Tafeln in St. Gallen ausgestellt, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Textilmuseum und dessen laufender Ausstellung «Furor Floralis». Vom 12. bis 14. Februar bieten Roberto Ohrt und Philipp Schwalb vom 8. Salon, einer Aby-Warburg-Forschungsgruppe in Hamburg, ausserdem einen «Crashkurs für Pathosformeln und Grenzerweiterungen» an. Dazu gibt es verschiedene weitere Veranstaltungen.

«Aby Warburg – Mnemosyne Bildertafeln Atlas (Teil II)» in: St. Gallen Kulturraum am Klosterplatz, Do, 11. Februar 2016, 18 Uhr (Eröffnung), bis 20. März 2016. www.sg.ch/home/kultur/aktuelles/ausstellung_veranstaltungen.html, PDF-Flyer mit Details zu den Veranstaltungen

Daniele Janser

Flinke Finger

Ein Kontrabass, eine zweihalsige und eine einhalsige Gitarre und eine schwindelerregende Fingerfertigkeit: Das ist das italienische Tolga Trio aus Bologna. Seit dem Jahr 1999 tingeln der niederländisch-türkische Leadgitarrist Tolga During, der Bassist Matteo Zucconi und der Gitarrist Lorenzo Lucci mit ihren von Django Reinhardt inspirierten und zumeist selbstkomponierten Gipsy-Jazz-Songs durch die Welt.

Nun kommt das Trio auch nach Bern und gibt in der kleinen Zoobar in der hinteren Lorraine seine swingigen Kompositionen und Improvisationen zum Besten. Zu den virtuosen Klängen kann ein spezielles Bier aus Olten getrunken werden: Die Zoobar, ein Geheimtipp für BierliebhaberInnen, präsentiert jeden Monat ein Bier des Monats. Im Februar ist das Degen Kobra aus Olten an der Reihe.

Tolga Trio in: Bern Zoobar, Mi, 17. Februar 2016. www.zoobar.ch

Silvia Süess