Unia-Studie: 1 : 150

Nr. 25 –

Die Frankenstärke als Begründung dafür, Angestellte schlechter zu bezahlen oder ihnen gar zu kündigen? In nicht wenigen Unternehmen scheint das der Fall zu sein. Zumindest haben viele von ihnen den starken Franken 2015 zum Anlass genommen, massiv Stellen abzubauen und die Löhne direkt oder indirekt zu senken – bis hin zur Gratisarbeit durch unbezahlte Überstunden. Derweil bekamen die meisten CEOs die Krise alles andere als am eigenen Leib zu spüren. Richard Ridinger, CEO bei Lonza in Visp, kassierte zum Beispiel eine Lohnerhöhung von sechzig Prozent – während mit Verweis auf die schwierige Währungssituation neunzig Stellen abgebaut wurden. Bei der Georg Fischer AG erhielten Angestellte, die fast ein Jahr lang wöchentlich vier Stunden gratis gearbeitet hatten, gerade einmal tausend Franken als Entschädigung – CEO Yves Serra sackte rund eine halbe Million Franken mehr als noch im Vorjahr ein.

1 : 150 – so lautet 2015 im Durchschnitt das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem tiefsten Lohn in Grossunternehmen in diesem Land. Zu diesem Schluss kommt die neuste «Lohnscherenstudie» der Gewerkschaft Unia, die auf Untersuchungen in rund vierzig mehrheitlich börsenkotierten Unternehmen basiert.

Spitzenreiterin ist die Chemie- und Pharmaindustrie mit 1 : 219, gefolgt von der Nahrungsmittelindustrie (1 : 193) und den Banken und Versicherungen (1 : 176). Am grössten war die Spanne bei der UBS (1 : 275). Allein mit dem Betrag der Lohnerhöhung von CEO Sergio Ermotti von rund dreissig Prozent (im Vergleich zum Vorjahr) auf total vierzehn Millionen Franken könnten rund sechzig Stellen am anderen Ende der Lohnskala erhalten werden, die die Grossbank streichen will.