Walmart-Streik in China: Solidarität mit den US-KollegInnen

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In den USA ist Walmart, der weltgrösste Einzelhandelskonzern mit global zwei Millionen Angestellten, als Jobkiller in Verruf geraten: Gemäss einer Studie des US-Thinktanks Economic Policy Institute sind zwischen 2001 und 2013 allein durch zunehmende Walmart-Importe aus der Volksrepublik China in den USA über 400 000 Stellen verloren gegangen.

Ein Teil dieser Jobs wurde nach China verschoben, wo der US-Konzern nicht nur Güter produzieren lässt, sondern in 117 Städten auch seine «Superstores» betreibt. Etwa in Nanchang, einer Millionenstadt im südlichen Osten. Dort sind Anfang Juli illegale Streiks ausgebrochen, weil Walmart in seinen rund 400 chinesischen Läden ein flexibles Arbeitszeitsystem einführen will. Die Angestellten würden dadurch kein garantiertes Mindesteinkommen und auch keine Überstundenentschädigung mehr erhalten.

In der Volksrepublik, wo Arbeitsproteste in den letzten Jahren stark zugenommen haben, wirft der Walmart-Streik hohe Wellen. Denn anders als bisher üblich blieb der Widerstand nicht auf einen einzelnen Standort beschränkt. Über soziale Medien haben sich etwa 20 000 der rund 100 000 chinesischen Walmart-Angestellten organisiert; der Streik breitete sich rasch auf die anderen Walmart-Filialen im Land aus. Dabei wurde die einzige staatlich anerkannte Gewerkschaft umgangen. Die neuartige Vernetzung sorgt laut «Financial Times» bei der autoritär regierenden kommunistischen Führung für Nervosität. Sie muss wegen der wirtschaftlichen Abkühlung in den nächsten Jahren Millionen Stellen streichen und will deshalb koordinierten Widerstand vermeiden.

Protestierende setzen sich auch für die Walmart-KollegInnen in den USA ein und fordern etwa die Erhöhung von deren Mindestlohn auf fünfzehn US-Dollar. Die StreikorganisatorInnen drücken in einem offenen Brief zudem ihre Sorge darüber aus, dass die schlechten Arbeitsbedingungen in den USA bald auf China überschwappen könnten. Es gibt sie also doch noch, die internationale ArbeiterInnensolidarität.

Inzwischen hat die chinesische Walmart-Führung angekündigt, bis Ende dieser Woche auf die Forderungen zu reagieren. Bis dahin sind die Streiks ausgesetzt.