Thailands Zukunft: Offener Konflikt über die Nachfolge?

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Die Ankündigung kam für viele überraschend: Nachdem der Tod von König Bhumibol Adulyadej offiziell bestätigt worden war, sagte Kronprinz Maha Vajiralongkorn, er brauche Zeit, um sich auf seine neue Rolle vorzubereiten. Und er wolle zunächst mit dem Volk um seinen Vater trauern. Der 64-Jährige werde die Nachfolge frühstens in einem Jahr antreten, erklärte Thailands Juntachef Prayuth Chan-ocha dann nach einer Audienz beim Kronprinzen. Als Regent wurde Prem Tinsulanonda eingesetzt, der mittlerweile 96-jährige war bisher Vorsitzender des Kronrats.

Diese Entwicklung birgt politischen Zündstoff. Denn Prem, ein früherer General und Exministerpräsident, gehört zu jenen innerhalb des ultraroyalistischen Establishments, die den als unpopulär geltenden Lebemann Vajiralongkorn als unwürdigen Thronfolger betrachten. Zudem ist Prem, engster Berater des verstorbenen Bhumibol, eine Schlüsselfigur im feudalistischen Netzwerk aus Kronrat, Armee, Technokraten sowie altem Geldadel, das den Mythos eines gottgleichen, angeblich politisch neutralen Königs kultiviert hat.

Dabei gehören Palast und Militär zu den am meisten politisierten und miteinander verflochtenen Institutionen des Landes. Prem hatte in der Vergangenheit erklärt, wem die Loyalität der Armee gehöre: «Soldaten sind Pferde und Regierungen nur Jockeys, aber nicht deren Besitzer; die Armee gehört der Nation und dem König», sagte er 2006, kurz vor dem Putsch gegen den damaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra.

Prem repräsentiert eine Generation von Offizieren innerhalb der Armee, die in den vergangenen Jahren an Einfluss gegenüber einer Fraktion namens Tiger des Ostens verloren haben soll. Letzterer gehört Juntachef Prayuth an, ebenfalls ein strammer Royalist, der 2014 gemeinsam mit seinen Vertrauten die gewählte Regierung von Thaksins Schwester Yingluck Shinawatra aus dem Amt geputscht hatte.

Mit Maha Vajiralongkorn als Thronfolger schien sich die jetzige Militärjunta arrangiert zu haben. Vom Exkronratsvorsitzenden Prem hingegen sei bekannt, dass er den Kronprinzen als Gefahr für die Monarchie sowie als existenzielle Bedrohung für den Reichtum, die Macht und die Privilegien der Ultraroyalisten ansehe, schrieb das kritische Onlineportal «New Mandala» im Juli 2015. Sollte es über der Nachfolgefrage zu einem offenen Konflikt innerhalb des militärisch-royalistischen Lagers kommen, hätte dies für das ohnehin politisch zerrissene Thailand schwerwiegende Konsequenzen.