Fussball und andere Randsportarten: Ein Jahr zum Sterben
Etrit Hasler mit einem Massennachruf für 2016
Viele Musikfans werden nicht müde zu betonen, dass es noch nie ein Jahr gegeben habe, in dem so viele Ikonen weggestorben seien – und zugegeben: Eine Welt ohne Prince, David Bowie, Phife Dawg, Greg Lake und Leonard Cohen ist eine ärmere Welt. Doch wie ich in diesem Jahr schon einmal in diesen Zeilen erwähnt habe, sterben alte AthletInnen meist fernab von jeder medialen Aufmerksamkeit und ohne dass zweiseitige Nachrufe verfasst werden. Im Sinn eines Ausgleichs eine alles andere als vollständige Auflistung von SportlerInnen, die 2016 von uns gegangen sind und von denen jedeR Einzelne eine Kolumne wert wäre – in chronologischer, nicht wertender Aufzählung.
8. Januar: Maria Teresa de Filippis, 89. Die italienische Rennfahrerin scheiterte 1959 beim Grossen Preis von Monaco noch in der Qualifikation – wie Bernie Ecclestone übrigens auch. Einen Monat später qualifizierte sie sich in Belgien als erste Frau für ein Formel-1-Rennen – was ihr seither nur vier weitere Frauen nachmachen konnten.
11. Januar: Monte Irvin, 96. Einer der ersten schwarzen Baseballspieler, die den Sprung von der segregierten Negro League in die Profiliga MLB schafften.
30. Januar: Kenny Sailors, 95. Ein heute beinahe vergessener weisser Basketballer, der seine Karriere 1951 beendete und 1999 als Erfinder des Sprungwurfs wiederentdeckt wurde.
4. Februar: Dave Mirra, 41. Extremsportler, BMX-Fahrer, Triathlet, Iron-Man-Teilnehmer und Medaillenrekordhalter beim Extremsportfestival X-Games. Schoss sich in seinem Pick-up in den Kopf.
4. März: Bud Collins, 86. Der erste Sportjournalist, der den Wechsel von Print zum Fernsehen vollzog.
24. März: Johan Cruyff, 68. Der vielleicht begnadetste niederländische Fussballer aller Zeiten und der wahrscheinlich letzte Kettenraucher im europäischen Profifussball. Elf Meistertitel, vierzehn Pokalsiege, dreimal Europas Fussballer des Jahres. Lungenkrebs.
2. Juni: Donny Everett, 19. Erfolgreicher College-Pitcher (Baseball). Ertrank beim Fischen – einen Tag bevor seine Mannschaft das College-Turnier eröffnete.
3. Juni: Muhammad Ali, 74. Gilt gemeinhin als einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Schwergewichtsboxer aller Zeiten. Seine Art, zu boxen, inspirierte unter anderem die Filmserie «Rocky».
16. August: João Havelange, 100. Langjährigstes Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und Vorgänger von Sepp Blatter als Fifa-Präsident. Nahm erwiesenermassen zweistellige Millionenbeträge als Schmiergeld an, wurde nie verurteilt.
28. August: Harry Fujiwara «Mr. Fuji», 82. Legendärer Wrestler, später Manager von Wrestlern wie Demolition und Yokozuna.
12. Oktober: Dylan Rieder, 28. Professioneller Skateboarder und zuweilen Model. Leukämie.
16. Oktober: Dennis Byrd, 50. Ehemaliger NFL-Verteidiger, der nach einer Spielverletzung zum Tetraplegiker wurde und nach jahrelanger Therapie entgegen allen Prognosen wieder das Laufen erlernte. Kollision mit einem Geisterfahrer.
25. Oktober: Carlos Alberto Torres, 72. Kapitän der brasilianischen Seleção beim Weltmeistertitel 1970.
12. November: Dawn Coe-Jones, 56. Erste kanadische Golferin, die über eine Million US-Dollar an Siegprämien gewinnen konnte. Knochenkrebs.
26. November: Harry Flournoy jr., 72. Teil des ersten US-Basketballteams, für das zu Beginn der Partie fünf schwarze Spieler aufliefen – und das in Texas.
14. Dezember: Garrett Gomez, 44. Legendärer Jockey. Gewann knapp 3769 Rennen, beendete seine Karriere wegen Alkoholismus und Drogensucht. Überdosis.
Etrit Hasler ist froh, wenn dieses Jahr endlich vorbei ist.