Im Affekt: Ein kleines Schälchen voll Glück
Es soll Angefressene geben, die am Montagmorgen direkt nach dem Frühstückskaffee online das Menüangebot abrufen, um sich dann einen Vormittag lang mit nassem Mund zu fragen, ob sie lieber das scharfe rote Curry mit verschiedenen Thaigemüsen oder den milden frittierten Fisch mit Ingwer essen wollen. Und dann machen sie sich gleich noch eine Notiz: «Am Mittwoch gibts im ‹Chiang Mai› das grüne Pouletcurry!»
Nach festtäglicher Verköstigung mit gelbem Fondue, gelbem Kartoffelstock mit Seeli oder gelber Kürbissuppe unter grauem Hochnebeldach wächst die Gier nach mehr Farbe, Abenteuer und gnadenloser Schärfe dank Pfefferkörnern, Chilischoten und Ingwerwurzeln. Dazu das meerig-herbe Aroma der salzigen Fischsauce, der frische Zitruskontrast von Kaffirlimettenblättern und Zitronengras und der Anis-Finish des Thaibasilikums. All das serviert der grossartige kleine Zürcher Thai-Imbiss Chiang Mai jeden Wochen- und Samstag für läppische dreizehn Franken die kleine Portion zum Mitnehmen.
Auch gegen die hiesige Unsitte, die südostasiatischen kulinarischen Ecken und Kanten abzuschleifen und einzuschweizern, ist das freundliche Familienunternehmen immun. Scharf heisst hier noch richtig scharf, gewarnt wird mit einem quietschroten Feuerdrachen, dem das Maul verbunden werden musste. Zum allgemeinen Wohlsein trägt auch bei, dass hier kein unglückliches Horrorpoulet in die Sauce geschnetzelt wird, sondern Schweizer Biofleisch. Fische und Crevetten stammen aus nachhaltiger Zucht.
Und jetzt müsst ihr mich entschuldigen, ich darf gleich CO2-neutral mit dem Velo durch den Winter nach Chiang Mai fahren, um das WOZ-Ressort Wellness und Widerstand (alias Kultur und Wissen) mit ein paar Schälchen Glück zu versorgen.
Obwohl die mittägliche Schlange bereits lang ist, verraten wir die Adresse: www.chiang-mai.ch – aber wehe, irgendwer mosert rum wegen der Schärfe!