LeserInnenbriefe: Es bleibt etwas hängen

Nr. 7 –

«Wahrheit und Verschwörung: Das Ganser-Phänomen», WOZ Nr. 3/2017

Sehr grob wird Daniele Gansers Arbeit in diesem Artikel auf den Verschwörungsschrott geworfen. Dilettantisch finde ich die Art und Weise, wie das geschieht. Ganser hat Deutschland als «Vasallenstaat» der USA bezeichnet. Das reicht dem Journalisten, um ihn in die rechte Ecke zu bugsieren?

Ist es nicht vielmehr ignorant, Verschwörungen an sich zu leugnen? Davon auszugehen, dass es eine Welt gebe ohne geheime Absprachen? Ist der Journalist einfach nicht an Aufklärung interessiert? Indem er einfach an die bürgerlichen, die anderen Verschwörungen glaubt? Ich bin von der WOZ gewohnt, dass sie gerne Dinge aufklärt und das auch sehr gut macht! Ich würde es sehr schätzen, wenn die WOZ mit allen redete, dabei auch hinhörte und sich nicht darauf beschränkte, alles, was nicht auf dem eigenen linken Mist gewachsen ist, zu Schrott zu machen.

Sibylle Birkenmeier, per E-Mail

Auf den Inhalt von Gansers Buch geht der Journalist nur flüchtig ein. Dafür streut er neben «Antisemitismus» und «Verschwörung» noch andere Begriffe in seinen Text wie «Populärwissenschaftler» oder «steile Thesen», ohne zu erklären, was er meint, und schlussendlich behauptet er, Ganser mache ein «gutes Geschäft». Hauptsache, es bleibt etwas hängen. Dass der Journalismus sich oft dazu verleiten lässt, unkritisch mitzumachen, gehört leider zur Realität.

Hans-Ruedi Müller, Benken

Ich kann die Häme und Missgunst nicht verstehen, mit der die WOZ über Daniele Ganser berichtet. Er öffnet uns die Augen dafür, wer hinter dem Marionettenspiel der Weltpolitik die Fäden zieht, und hat damit eine der Kernaufgaben der Geschichtsschreibung gewissenhaft erfüllt. Seine Arbeit setzt der täglichen Manipulation und Gängelung durch die abhängigen Mainstreammedien harte Fakten entgegen. Anstatt einen solchen Autor abzuschiessen mit der Leerformel «Verschwörungstheoretiker» aus der Mottenkiste der CIA, sollte die WOZ ihn als Verbündeten wahrnehmen.

Silvia van der Waerden, Beggingen

Dass ein renommierter Historiker sich die Mühe macht, herrschende Geschichtsbilder zu hinterfragen – wie zum Beispiel die offizielle Version zu 9/11 –, und dabei seine eigene Rufschädigung in Kauf nimmt, ist für den Journalisten anscheinend kein Grund, dessen Thesen unvoreingenommen zu betrachten. So ist es keineswegs die alleinige These von Daniele Ganser, dass die Anschläge von 9/11 inszeniert wurden. Vielmehr stellt er dies in jedem seiner Vorträge als eine der möglichen Antworten dar, was am 11. September passiert sein könnte, legt sich aber keineswegs fest.

I. H., Winterthur