Agenda

Nr. 13 –

Herzwürmer von den Shins

Bleibt mir weg mit diesen bleichen, bärtigen Männern mit Gitarre, die immer ihre Gefühle auspacken wollen! Freuen wir uns lieber auf James Mercer von den Shins. Der ist zwar genauso bleich und bärtig, und Gitarre spielt er auch, aber hey, wie singt er jetzt so entwaffnend: «I don’t want to show you my feelings / I don’t want to bore you to death / I just want to crash through the ceiling». Die Decke durchbrechen, statt die Leute mit Befindlichkeiten zu Tode langweilen: Das ist doch mal eine Ansage!

Dabei ist der Plural im Bandnamen ja längst nur noch ein Relikt aus alten Tagen. Seine Kumpels aus der Urformation hat Mercer nach drei Alben abgesetzt, seither ist er selber die Band. «Heartworms» heisst sein fünftes Shins-Album, das er jetzt am «m4music»-Festival in Zürich vorstellt. Das fiept und blubbert freudig drauflos, die elektronischen Ausflüge mit den Broken Bells, seinem Duo mit Produzent Danger Mouse, haben ihre Spuren hinterlassen. Vor fünf Jahren schien es noch, als wären die Shins schleichend in Richtung Erwachsenenrock unterwegs, wie es das Alter und die sogenannte künstlerische Reife so mit sich bringen. Das scheint vorerst abgewendet: Der begnadete Melodiker Mercer knüpft wieder beim aufgekratzt-versponnenen Folkrock seiner frühen Alben an und frisiert diesen mit Bombast. Ab durch die Decke!

The Shins in: Zürich m4music, Schiffbau, Fr, 31. März 2017, 0.30 Uhr. Gesamtes Programm: www.m4music.ch

Fake News von Schenardi

«Nach Polizeiangaben waren etwa 17 000 Pegida-Aktivisten zur Semperoper gekommen. Meyer spricht von Gratiskaffee.» Wie bitte? Das ist nur eine der falsch verknüpften Teletextmeldungen, die Luca Schenardi gesammelt hat. Der Zeichner, bekannt auch aus der WOZ, hat diese technischen Störfälle archiviert und die absurden Schlagzeilen bebildert – Fake News, mit dem Zeichenstift beim Wort genommen. In der Edition Patrick Frey erscheint diese Persiflage auf unseren ungefilterten Newskonsum in Buchform (Vernissage am 5. April 2017 in der Buchhandlung Kunstgriff in Zürich), am Fumetto-Festival in Luzern gibts dazu eine Ausstellung.

Als Ehrengast wird beim Fumetto eine Zeichnerin gewürdigt, die sich eigentlich vor langer Zeit von Comics verabschiedet hat: Julie Doucet aus Quebec, die mit ihren kräftigen autobiografischen Geschichten einst als Riot Grrrl der Underground-Comics galt. Zuletzt arbeitete sie vor allem mit Lithografien und Collagen, aber nach den Anschlägen auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» soll sie – aus Trotz und aus Solidarität – wieder zum Zeichnen zurückgefunden haben.

Internationales Comix-Festival Fumetto in: Luzern diverse Orte, Sa, 1. April 2017, bis Sa, 8. April 2017. www.fumetto.ch