Im Affekt: Keine Macht den Machern!

Nr. 14 –

Sie sind überall, denn sie sind umtriebig. Wo sie wirken, geht etwas, denn sie sind dynamisch – so dynamisch, dass man fast zu fragen vergisst, was denn da genau geht und worauf sie überhaupt hinauswollen mit ihrem Dynamischsein. Und ob sie womöglich auch Umtriebe verursachen mit ihrem Umtriebigsein.

Jeder Anspruch auf fachliche Spezialisierung wäre eine Beleidigung für ihren Stolz, und eine Berufsbezeichnung im eigentlichen Sinn haben sie schon gar nicht nötig. So sind sie, die Macherinnen und Macher.

Ein Uhrmacher macht Uhren, ein Krachmacher macht Krach, also was genau macht ein Macher? Schwer zu sagen und eigentlich sowieso egal. Macherinnen und Macher sind Motoren, die dafür sorgen, dass etwas läuft, und wenn es nur ihr eigener Motor ist. Wohin die Reise und ob es dabei überhaupt vorwärtsgeht: völlig nebensächlich. Wichtig ist den Macherinnen und Machern vor allem, dass man sie wahrnimmt und anerkennt als diejenigen, die machen. Das zeichnet sie vor uns Normalsterblichen aus, die nichts reissen. Was jetzt nicht heissen soll, dass wir untätig durchs Leben gondeln, aber wir arbeiten halt bloss, statt zu machen. So stilisiert sich der Macher – und ja, in der Regel ist er ein Mann – als heroische Gegenfigur zu unserer Dienstleistungsgesellschaft, weil er eben nicht einfach im Büro sitzt und Mails und Berichte schreibt oder telefoniert.

Der Macher sieht sich als Mann der Praxis, Theorie ist ihm suspekt. Darum ist er eben ein Macher und nicht etwa ein Denker. Wer denkt, macht nichts, denn beim Denken kommt ja nichts heraus, jedenfalls nichts Gemachtes (meint der Macher). Dabei ist der Macher ja gerade nicht der, der eigenhändig eine Schule baut oder das Essen, das er nicht gekocht hat, auf den Tisch stellt. Der Macher sorgt nur dafür, dass die Schule gebaut und das Essen auf den Tisch gestellt wird. Das heisst, eigentlich ist er gar kein Macher, sondern ein Veranlasser, und zwar am liebsten an vielen Fronten zugleich. Der Macher ist einfach ein Unternehmer, dem zu schnell langweilig wird.

Bald bieten ausgewählte Fachhochschulen einen Studiengang «MacherIn mit eidg. Fachausweis» an.