Was weiter geschah: Mathias Depardon ist frei

Nr. 24 –

«Mit meiner Verhaftung hat die türkische Regierung ein starkes Signal senden wollen, dass ausländische wie inländische JournalistInnen nicht aus dem Südosten der Türkei berichten sollten.» Das sagte der Fotograf Mathias Depardon, nachdem er am Freitag aus der Haft entlassen worden und in Paris gelandet war. Depardon war am 8. Mai in Hasankeyf festgenommen worden, wo er für die Zeitschrift «National Geographic» die Entwicklung in der Region angesichts des umstrittenen Ilisu-Staudammprojekts dokumentierte. Der für seine Verhaftung angegebene Grund war der immergleiche Vorwurf, den die türkische Justiz gegen kritische JournalistInnen erhebt: «Terrorpropaganda» für die kurdische Arbeiterpartei PKK.

In der Haft sei er grundsätzlich gut behandelt worden, berichtete Depardon in einem Interview mit dem Radiosender France Inter. Schwer auszuhalten gewesen sei die Ungewissheit, wie lange er noch in Haft bleiben müsse. Um den Prozess zu beschleunigen, trat Depardon eine Woche lang in den Hungerstreik. «Sicher habe ich ein wenig gepokert: Es war nicht absehbar, ob ich mit dem Hungerstreik meine Freilassung beschleunige oder die türkischen Behörden ihn als Affront empfinden würden.» Unterstützt wurde er von seinen beiden Mithäftlingen aus Pakistan, die ebenfalls in den Hungerstreik traten.

Mathias Depardon wies im Gespräch darauf hin, dass er nur ein Einzelfall unter mehr als 150 JournalistInnen sei, die nach der Ausrufung des Ausnahmezustands nach dem gescheiterten Militärputsch im Sommer letzten Jahres inhaftiert wurden. Als ausländischer Journalist war ihm besondere Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Auf höchster Ebene hatte sich der neue französische Präsident Emmanuel Macron für eine sofortige Freilassung starkgemacht.

Ob er nun Präsidentenfotograf werde, wollte France Inter von Depardon wissen, der Posten für einen Hoffotografen sei ja noch frei. Trotz der diplomatischen Unterstützung möchte Depardon offenbar lieber staatskritischer Fotograf bleiben: «Oh nein», sagte er, «ich werde meine Dienste nicht anbieten.»

Die WOZ machte in Nr. 23/2017 mit einem Fotoposter und dem Beitrag «In Zonen des Übergangs» auf die Inhaftierung von Mathias Depardon aufmerksam.