Im Affekt: Väterchen Meyer beglückt

Nr. 25 –

Vor vielen Jahren erschien in einer Schweizer Zeitung eine Geschichte über einen Mann, der sich nach einem schweren Verkehrsunfall – inklusive Schlag auf den Kopf – besann, dass das Leben ja sehr kurz sei und er deshalb nur noch das machen wolle, was ihm wirklich Spass mache, nämlich Sex. Also wurde er Pornodarsteller.

Der Schweizer Autor Thomas Meyer hat auch ohne Schlag auf den Kopf festgestellt, dass «das Leben sehr kurz ist. Zu kurz für alles, was uns nicht zum Lachen bringt.» Zwar ist er deswegen nicht Pornodarsteller geworden, aber immerhin Autor des Buchs «Trennt euch!» – wobei man sich bei der Lektüre wünscht, er hätte sich doch für den anderen Weg entschieden. Sein schmales, rotes Büchlein ist ein Aufruf an alle Paare, die nicht zusammenpassen, sich zu trennen. Aus seiner Sicht sind das fast alle. Das klingt dann so: «Die Liebe ist eine höchst erquickliche Erfahrung, die Sexualität ebenso, und intime Begegnungen mit anderen Menschen sind dazu da, sich zu entwickeln und aneinander zu erfreuen – aber nicht unbedingt, in eine lebenslange Partnerschaft zu münden.» Oder so: «Auch wenn wir behaupten, uns zu mögen und zu achten, machen wir uns und alle um uns herum immerfort schlecht und klein (…).»

Im Büchlein spricht Meyer in väterlich-herablassendem Ton zu seiner vermeintlich unwissenden LeserInnenschaft. Doch im Grunde spricht er vor allem zu sich selber: «Trennt euch!» liest sich wie eine vor Schlafzimmerpsychologie strotzende Rechtfertigung eines Mannes, der meint, mit einer privaten Erkenntnis nun auch den Rest der Welt beglücken zu müssen.

Meyer selber hat sich übrigens von seiner Partnerin getrennt, als das gemeinsame Kind vier Monate alt war. Ob er gemerkt hat, dass das Leben mit so einem schreienden, kleinen Bündel nicht immer nur zum Lachen ist?

Meyers Danksagung geht an die «wunderbaren Frauen», denen er nahe sein durfte: «Auch wenn wir uns nicht mehr sehen, ist Eure Zärtlichkeit und Wärme noch immer in mir.» Amen.