Im Affekt: Wir rocken den Marktplatz! In Lyss!

Nr. 36 –

Das Auge isst mit, so heisst es bekanntlich im Volksmund, aber etwas auf die Ohren zum Essen kann manchmal auch ganz nett sein. So dachten sich auch die Verantwortlichen des ambulanten World Food Festival für das Gastspiel in Lyss. Denn wenn sich der flanierende Volksmund schon an Food aus aller World gütlich tut, kann ein bisschen Livemusik ja nicht schaden. Aber woher nehmen und nicht stehlen?

Die Lösung: Wenn kein Budget für Bands da ist, kann man das immer noch als regionale Nachwuchsförderung verkaufen. Super Gelegenheit also: Das World Food Festival bietet mir die einmalige Chance, vor essendem Publikum aufzutreten. Auf dem Marktplatz! In Lyss!

Ein paar Kleinigkeiten gilt es gemäss dem Anmeldeformular für Bands dennoch zu beachten: «Es gibt keinen technischen Support vor Ort. Die Technik muss komplett selber mitgebracht werden, oder es muss unplugged gespielt werden.» Aber klar, versteht sich doch von selber: Wo es kein Budget für Bands gibt, da ist auch keins da für Technik. Mein eigener Verstärker klingt sowieso am besten, und die wirklich tollen Bands erkennst du ja daran, dass sie auch unplugged abgehen.

Weiter: «Es gibt keine fixe Gage und kein Catering. Alle Bands dürfen aber mittels Kollekte Geld sammeln.» Das ist echt grosszügig, denn ganz ehrlich: Wozu brauche ich als Musiker ein Catering, schliesslich spielen wir hier an einem Foodfestival. Und statt irgendeinen Backstage-Frass serviert zu bekommen, können wir uns das Catering mit der Kollekte gleich selbst zusammenstellen, ganz nach eigenem Gusto. Das kurbelt den Konsum an, also klassische Win-win-Situation.

Letzter Punkt: «Es ist nicht sicher, ob ein Zelt gestellt werden kann. Deshalb können die Shows nur bei guter Witterung gespielt werden.» Mir doch egal, ich musiziere sowieso nur bei schönem Wetter.

Und jetzt drehen wir den Spiess mal um und suchen für ein Musikfestival ein paar aufgeschlossene Foodstände, die ihre Burger und Bratwürste gratis servieren müssen, aber anschliessend immerhin Kollekte sammeln dürfen. Aber nur bei guter Witterung.

Oder wie ein User auf Facebook so lapidar wie treffend kommentiert: «Was für eine Frechheit!»