Im Affekt: So geht Rechtsrutsch

Nr. 47 –

Wenn Angela Merkel die «Basler Zeitung» lesen würde, könnte sie sich eventuell trotz Jamaika-GAU ein halbes Lächeln abringen. Die Unterstützung ihrer Politik wird hier nämlich locker als «bequem» abgekanzelt. Ebenfalls bequem sei es, die politische Haltung von Barack Obama zu verteidigen, der gemeinsam mit Merkel, Doris Leuthard und Alain Berset in einer etwas tollkühnen Reihe von Mächtigen genannt wird, obwohl er ja seit bald einem Jahr gar nicht mehr an der Macht ist. Oder taucht der Expräsident der Vereinigten Staaten deshalb auf der Liste auf, weil dem Journalisten kein weiterer aktueller Machthaber mit angeblich bequemer Haltung eingefallen ist?

Der Journalist, der solche Fantasien ausbreitet, heisst Markus Somm und ist Chefredaktor der rechtsgekauften «BaZ». Thema seiner letzten Samstagspredigt: «gefährliches Schreiben». Damit am Ende die eigene Schreibe als gefährlich und oppositionell dasteht, muss er allerdings tief in die Trickkiste greifen und eben mal behaupten, «die meisten Regierungen Europas» stünden – «nicht formell zwar», aber in Tat und Wahrheit eben doch – «leicht links der Mitte», genau wie zwei Drittel der Schweizer JournalistInnen. So geht Rechtsrutsch. Und man muss dann auch nicht über die politische Haltung von weiteren staatstragenden Berufsgattungen nachdenken, etwa von PolizistInnen.

Natürlich hat es an sich schon etwas Abenteuerliches, wenn uns ein Trump-Fan und Blocher-Hagiograf zu überzeugen versucht, dass der wahre Journalist dadurch glänze, dass er sich – ganz egal, ob links oder rechts – mutig mit den Mächtigen anlege. Noch waghalsiger ist Somms Machtbegriff. Denn für ihn hockt die Macht einzig und allein in der Politik: «Böse, böse Offshore Companies» mit ihren «kaum bewiesenen Machenschaften» seien nicht das Problem, höhnt er – derweil sein eigenes Blatt seit Tagen eine Uniangestellte und Vertreterin der Gleichstellungskommission des Kantons Basel-Stadt vor sich her treibt.

Es stimmt schon, was Somm sagt: Entscheidend wäre der Mut.

Wo der Chefredaktor wohl seine Links-rechts-Koordinaten herhat? Vielleicht von Pippi Langstrumpf und ihrem «Ich mach mir die Welt, wie-de-wie-de-wie sie mir gefällt».