Im Affekt: Deutsche Bahn empfiehlt: Wellnessen im Koch-Areal

Nr. 13 –

In der Stadt Zürich haben sie es ja geschafft, aus der Street Parade, einer illegalen Strassenparty, zu der die illegalisierte Substanz Ecstasy auch heute noch gehört wie Bier zum Bierzelt, den Anlass des Jahres zu machen. Quasi Aushängeschild. Aber nur nicht über Drogenlegalisierung reden – wenn sich alle mit illegalisierten Drogen zuknallen, egal, Hauptsache, die Welt blickt nach Zürich. Drum dürfen sich jetzt auch die HausbesetzerInnen nicht wundern.

Dass sie, wenn es nach der Deutschen Bahn geht, eines der touristischen Aushängeschilder dieser Stadt sind. Muss man sich vorstellen: Einerseits werden die HausbesetzerInnen ausgerechnet unter AL-Polizeivorsteher Richard Wolff an den Rand gedrängt. Hat es unter Daniel Leupi von den Grünen so was wie eine Duldungspolitik gegeben, so wird derzeit ruck, zuck geräumt und gestraft, die BesetzerInnenszene kaputt gemacht – auch wenn die SVP ja gerne behauptet, Richard Wolff stecke mit der Szene unter einer Decke, aber die Strafbefehle sprechen eine andere Sprache. Andererseits werden die BesetzerInnen im Deutsche-Bahn-Monatsmagazin «Mobil» (LeserInnenreichweite: 1,25 Millionen) als Grund aufgeführt, warum der gemeine Deutsche, der sich Zürich als Tourist kaum leisten könne, eben doch unbedingt hierher reisen soll: Man könne nämlich bei einem Besuch im besetzten Koch-Areal die «Komfortzone verlassen», und das für ganze «0 Franken»: Wände voller Graffiti, Bäume, die auf dem Flachdach wachsen, und eine «Art Spa-Insel, über die ein riesiger Flamingo wacht», wo ein heisser Pool dampfe und zum Saunen eingeladen werde; und wenn man das liest, fehlt nur noch Mauro Tuena, der einen Joint raucht, versteckt, heimlich; und du glaubst, kann ja nicht sein: Hat man doch hier über das Koch-Areal gelesen, von «Schandfleck» und «Lärm-Terror» und LokaljournalistInnen mit hochroten Köpfen und Sonderpressekonferenz des Stadtrats, und dann kommt die Deutsche Bahn und sagt ihren KundInnen: «Koch-Areal, da musst du hin.»

Fehlt nur noch, dass bald (wieder) über Drogenlegalisierung geredet wird.