LeserInnenbriefe

Nr. 17 –

Weiche falsch gestellt

«Fürsorgerische Unterbringung: Sonst wird man dann gespritzt», WOZ Nr. 14/2018

Vielen Dank für den aufschlussreichen Beitrag. Die ganze beschriebene Problematik entsteht sicher auch dadurch, dass die Kliniken ihre Betten füllen müssen. Im Artikel wird die Situation der betroffenen Frau von allen Seiten dargestellt: Die sanfte Lösung braucht dann gerade noch drei bis vier Zeilen. Diese Lösung überrascht uns psychologische PsychotherapeutInnen nicht.

Ja, so funktioniert das Gesundheitswesen. Warum wird die Psychotherapie im Gesundheitswesen offensichtlich nur als «nice to have» angeschaut, erst möglich, wenn Kliniken nicht weiterkommen? Auch wir haben eine fundierte Ausbildung mit Uni-Abschluss (Psychologie) und 5- bis 8-jähriger Zusatzausbildung. Das neue Psychologieberufe-Gesetz (PsyG) stellt uns psychologische PsychotherapeutInnen den ärztlichen PsychotherapeutInnen gleich.

Doch diese lange vorbereitete und ersehnte Weichenstellung wurde vor drei Wochen durch den Bund einfach begraben.

Und so können sich Krankenkassen weiter davor drücken, angemessene Beiträge an eine psychologische Psychotherapie zu bezahlen, selbst wenn eine Zusatzversicherung besteht.

Es ist nur logisch, uns niederschwellig und kostengünstiger arbeitende PsychotherapeutInnen ins Gesundheitskonzept einzugliedern – auch mit dem besseren Stundenansatz vom PsyG ist eine Lösung mit uns weit günstiger als Klinikaufenthalte und all die medikamentösen Behandlungen mit ihren Nebenwirkungen. Dann würde es endlich gleich lange Spiesse und einen echten Wettbewerb geben. Betroffene KlientInnen wissen im Allgemeinen schon, was gut für sie wäre, doch nur die wenigsten haben die finanziellen Mittel, um eine psychologische Psychotherapie aus dem eigenen Sack zu bezahlen.

Zudem muss erwähnt werden, dass das Delegieren für die ÄrztInnen administrativ mit unnötig grossem Aufwand verbunden ist, so gross, dass gewisse Treuhänder deswegen guten, am fachlichen Austausch interessierten PsychiaterInnen abraten zu delegieren. Natürlich verursacht diese aufgeblasene Administration Kosten, die heute letztlich wir PsychotherapeutInnen berappen müssen. Diese fressen einen grossen Teil unseres ohnehin tiefen Stundenlohns weg. Und wohlgemerkt, trotz Anstellungsverhältnis müssen wir uns wie Freelancer selbst darum kümmern, dass uns KlientInnen finden.

Meret Fankhauser, Psychologin lic. phil., eidg. Psychotherapeutin, Zürich

Keine Verurteilung

«Nahostkonflikt: Rückkehr oder Fortschritt?», WOZ Nr. 14/2018

Ich bin erstaunt, dass selbst eine linke Zeitung die brutalen Übergriffe der israelischen Armee an der Grenze des Gazastreifens nicht verurteilt. Gideon Levy schreibt am 8. April in der israelischen «Haaretz»: «Es ist schwer zu verstehen, wie man Zehntausende von Menschen in ihrem Käfig sehen und nicht sehen kann. Wie ist es möglich, diese Demonstranten zu betrachten und nicht die Katastrophe zu sehen, die vor allem von Israel verursacht wird?»

In der WOZ-Einleitung heisst es: «Extremisten auf beiden Seiten tragen Verantwortung.» Welche Verantwortung trägt denn aus Ihrer Sicht die palästinensische Seite?

Ich zitiere nochmals Gideon Levy: «Diesmal gibt es keine Qassam-Raketen, keine Messer, nicht einmal eine Schere. Es gibt keinen Schrecken ausser ‹Reifenschrecken› und dem ‹Terrormarsch›, wie es die Tageszeitung ‹Israel Hayom› grotesk formuliert hat. Diesmal ist der Protest nicht gewalttätig.»

Es wäre sehr begrüssenswert, wenn Sie nach Beiträgen zum Holocaust und zum angeblich zunehmenden Antisemitismus (Kritik an der Politik Israels wird ja gerne auch als Antisemitismus bezeichnet) einen Beitrag über den Alltag der PalästinenserInnen in den besetzten Gebieten bringen und vor Kritik an der israelischen Politik nicht zurückschrecken würden, wie dies leider die meisten Medien machen.

Markus Zimmermann, Uster