#digi: Unsere Noten im Netz
Es werden üppig Daten gesammelt. Doch was geschieht mit ihnen? Spezialisierte Firmen betreiben unter anderem Scoring – sie bewerten uns alle.
Der deutsche Sachverständigenrat für Verbraucherfragen, der das Justizministerium berät, hat vor kurzem ein Gutachten über «verbrauchergerechtes Scoring» publiziert. Dort stellt er konkrete Forderungen. Unter anderem verlangt er, dass die Firmen den KonsumentInnen grundsätzlich mitteilen müssen, wenn sie sie scoren.
Denn die Scores können massive Auswirkungen auf den Alltag haben. Jemand wundert sich zum Beispiel, dass er oder sie keinen Kredit, keine Wohnung oder kein Mobilfunkabonnement erhält. Der Grund liegt möglicherweise im Scoring, weil die Person bezüglich «Kreditwürdigkeit» schlecht abschneidet. Diverse Firmen bieten auch in der Schweiz solche Informationen an. Oft ist nicht nachvollziehbar, auf welchen Daten die Bewertungen beruhen und wie die Daten gewichtet wurden.
Der Sachverständigenrat verlangt deshalb: «Scoringanbieter sollen den Verbrauchern die für sie wesentlichen Merkmale, auf deren Basis sie gescort werden, sowie möglichst auch deren Gewichtung auf verständliche Weise offenlegen.» Die Scores können auch falsch sein. Doch ist es nicht einfach, etwas dagegen zu unternehmen, weil die Algorithmen, die die Scores berechnen, meistens nicht offengelegt werden. Diesbezüglich fordert der Rat, dass zumindest gegenüber den Aufsichtsbehörden alles transparent gemacht werden müsse.
In der Schweiz gibt es kein mit dem Sachverständigenrat vergleichbares Gremium. Alex von Hettlingen von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) sagt, das Problembewusstsein bei den Behörden sei in dieser Frage noch sehr bescheiden. «Die Expertengruppe ‹Zukunft der Datenbearbeitung und Datensicherheit› hat erst kürzlich im Auftrag des Bundesrats einen Bericht abgeschlossen. In dieser Gruppe waren aber keine Konsumentenvertreterinnen dabei.» Der Bericht bleibe bezüglich Empfehlungen zum Schutz der KonsumentInnen denn auch sehr oberflächlich und vage. Das Verbraucherscoring sei unaufhaltsam und werde heftige gesellschaftliche und soziale Auswirkungen haben, konstatiert von Hettlingen. Die Schweiz täte also gut daran, sich schleunigst damit zu beschäftigen.