Agenda

Nr. 5 –

Hexen aus London

Obacht, hier kommt die Vaginalpolizei! Sie nennen sich Dream Nails, und wer sich darunter ein Nagelstudio irgendwo in der Agglo vorstellt, ist selber schuld. Daheim sind die Dream Nails in der Londoner Punkszene, woraus man schliessen darf: Stilistisch sind sie näher bei der Nagelbombe als bei der Maniküre.

Die vier selbsternannten «Punk witches» treten an, um das Patriarchat wegzuhexen, und fahren mit Songs wie «Vagina Police» in die Parade. Auf ihrer kleinen Tour durch die Schweiz parkieren sie ihre Besen jetzt in Bern und Schaffhausen – und dazwischen auch beim One of a Million in Baden, das sich inzwischen als erster Fixpunkt im hiesigen Festivalkalender etabliert hat. Nicht weniger als sechzig Acts geben sich hier die Klinke in die Hand, vom russischen Postpunk mit Glintshake über den geschmeidigen Elektropop von Teleman bis hin zur angolanisch-portugiesischen Sängerin Pongo, die den Weltschmerz auf den Dancefloor holt.

Und wer doch lieber zur Maniküre geht, findet in der Schweiz übrigens ein halbes Dutzend Nagelstudios mit Namen Dream Nails – in Altendorf, Fislisbach und anderswo.

Dream Nails in: Bern Rössli Bar, 7. Februar 2019, 21 Uhr; Schaffhausen TapTab, 9. Februar 2019, 22 Uhr.

One of a Million in: Baden diverse Orte, Fr, 1. Februar 2019, bis Sa, 9. Februar 2019. Dream Nails: Stanzerei, Fr, 8. Februar 2019, 00.30 Uhr. Genaues Programm siehe www.ooam.ch.

Jazz in der Diagonalen

Und noch ein Musikfestival, haben Sie es schon bemerkt? Nun ja, ist auch nicht ganz einfach bei einem programmatisch dezentralen Jazzfest wie den Diagonales. 10 Bands spielen über 5 Wochen hinweg 70 Konzerte, verteilt auf 26 Clubs in der ganzen Schweiz, von Genf bis St. Gallen, von Basel bis Lugano. Diese Woche sind das etwa Omni Selassi, ein elektrifiziertes Trio aus Bern, mit Rea Dubach, Lukas Rutzen und Mirko Schwab. Sollen wir das noch Jazz nennen, was die drei spielen? Oder ist das schon der schweisstreibende Soundtrack aus einer freigesprengten Zukunft, irgendwo zwischen Industrieruinen und urbanen Stammestänzen? Dieser Tage touren Omni Selassi im Dreieck Bern–Aarau–Sion – und danach weiter nach Baden ans One of a Million (vgl. «Hexen aus London»). In Bern teilen sie sich die Bühne mit dem experimentellen Trio Kali, das sein Debütalbum «Riot» im Gepäck hat, produziert von Nik Bärtsch.

Wenn wir dem Dachverband der nicht gewinnorientierten Jazzclubs, der dieses Festival in der Diagonalen ausrichtet, doch noch eine kleine Anregung für die Zukunft mitgeben dürfen: Nur etwas über fünf Prozent Frauen im ganzen Programm ist etwas penibel, nicht? Da geht noch was.

Diagonales in: Diverse Orte bis 17. Februar 2019. Genaues Programm siehe www.diagonales.ch.