Wichtig zu Wissen: Wüstenmond Loredana

Nr. 20 –

Ruedi Widmer, der designierte Bundesanwalt, über Steine, Rasen und Lauber

Vor fünfzig Jahren flog der Mensch zum Mond. Eine einzelne dieser fast unvorstellbar komplexen Apollo-Reisen benötigte lediglich Computertechnik von der Leistung eines iPhones. Um heute ein Auto systembetreut vom Einfamilienhaus zum Schulhaus des Jüngsten zu steuern, braucht es eine riesige Datenmenge, die der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stellen soll. Ich meine nicht, dass 5G uns grilliert. Dazu gibt es genügend Studien, die das ausschliessen. Aber ich bin sicher, dass 5G uns komplett geschmacklos macht. War 1969 das aufstrebende Zeitalter der Gotik in der Technologie, sind wir 2019 im Barock. Heutige Technik ist der reinste Kitsch, verschnörkelt, engstirnig und verzuckert, und hat aus meiner Sicht deswegen auch ihre Verführungskraft verloren.

Komplett das Gehirn gegrillt hat es dafür dem Bundesanwalt Michael Lauber. Im Gegensatz zu ihm würde ich mich ohne Probleme an jedes Treffen mit Gianni Infantino erinnern (obwohl ich nicht mal Jus studiert habe!). Deshalb stelle ich mich als Nachfolger von Lauber als Bundesanwalt zur Wahl.

Niederösterreich führt die «Zehn Gebote für Flüchtlinge» ein. Ein christliches Angebot, um in Österreich überleben zu können. «Lauf nicht ins Blickfeld sauberer Leute» (Gebot 4) oder «Mach keine Österreicherwitze» (Gebot 7) gelten allerdings auch für Schweizer Flüchtlinge, die wegen der Brüsseler Entwaffnungsgesetze aus unserem Land fliehen.

Im letzten halben Jahr hat der Anteil von SUV-Fahrzeugen in der Schweiz sichtbar zugenommen. Die fahrenden Wohnwände sind der Rokoko der Technik; eine Geschmacksverstauchung, für die sich jeder Fahrer und jede Fahrerin in fünf Jahren oder früher schämen wird.

Deshalb steckt in jeder Schweizerin und jedem Schweizer eine Loredana, in Bundesanwalt Lauber am meisten. Die barocke kosovarisch-schweizerische Rapperin vereinigt die gutschweizerischen Zehn Gebote wie anonymer Raub (2), Angeberei (4), Kokserei (9), saubere Kleider (1) und übermotorisierte Lippen mit der Schubkraft der Saturn-V-Rakete (10). Für mich wäre Loredana allerdings auch eine mögliche Bundesanwältin. Falls sie sich für eine Kandidatur entschiede, wäre ich unter der Zusicherung freien Geleits bereit, meine Kandidatur zurückzuziehen.

Zum Fünzig-Jahr-Jubiläum der Mondlandung landen die USA auf dem schiitischen Halbmond (Libanon, Bahrain, Iran, Afghanistan). Sie vermuten im Krater Iran extraterroristisches Leben. Mit Halbmondraketen soll der Iran dem Mondboden gleichgemacht werden.

«Der» GC (NZZ) hat sich radikalisiert. Soziologen machen Abstiegsängste dafür verantwortlich. Man solle die Verlierer ernst nehmen und ihnen zuhören. «Mit GC reden» heisst eine Forderung. Hinter jedem Grasshopper verbirgt sich nämlich ein Mensch. Es ist kaum noch bekannt, dass der Klub neben Feldstürmungen und Nazigesängen auch Fussballsport anbietet. Wer möchte, kann dem Klub Kleider spenden, etwa Trikots, denn die Klubmitglieder müssen oft das letzte Hemd abgeben.

Parallel zur Verrokokoisierung des Automobils fand eine Verrohung der Gartenkultur statt. Um neue Einfamilienhäuser herum werden Brachen aus der Steinzeit angelegt. Kies und Steinklumpen, wohin das Auge reicht; ein Umfeld, in dem sich Apollo-Astronauten wohlfühlen, aber keine Bienen, die nur Kinder stechen und sowieso verschwunden sind.

Aber Hauptaufgabe der Steingärten bleibt: das Verhindern von Rasen. Man will im Zürcher Mittelstand keinesfalls noch an Fussball oder GC erinnert werden. Einige befürchten gar, diese Steingärten seien ideale Waffendepots für Linksradikale und eine Einladung für Verwüstungstouren («1. Mai bi de Lüüt»). Besonnenere Geister entgegnen, in diesen neuen Steinquartieren seien gar keine weiteren Verwüstungen mehr möglich. Noch andere finden, man halte diese Gärten nur mit dem Konsum von Rokokoks aus.

Ruedi Widmer (45) empfiehlt dazu die tolle Facebook-Gruppe «Gärten des Grauens».