Von oben herab: Globi wird (noch mal) Soldat

Nr. 27 –

Stefan Gärtner versucht sich seinerseits als Globi-Überarbeiter*

Ach, wie darf man oft von lieben Vögeln, die am Boden blieben, lesen, dass sie ohne Zagen einiges und noch mehr wagen.

Globi etwa, die Legende, bringt es auf fast neunzig Bände. Jahr für Jahr erscheint ein neuer und bringt frische Abenteuer.

Manchmal aber sinds die alten, die die Schweiz in Atem halten; jedenfalls die Volkspartei. Diese wär’ mit Lust dabei,

den Band 6 aufzubereiten: Waren damals schwere Zeiten, fast wie heute, denn Armee ist für viele nicht okee.

«Globi wird Soldat», der Band stärkte einst das Vaterland, und was vor fast achtzig Jahren gut war, sollen die erfahren,

die heut’ lieber Drogen nehmen, statt sich mal mit ernsten Themen zu befassen, bitte sehr: Panzerfahrt und Schiessgewehr.

Denn die Kinder, junge Leute werden allzu leichte Beute von Parolen, linksversifften, pazifistischen, bekifften:

dass man sich vom Dienst entferne und nicht mehr das Handwerk lerne, nämlich Leute zu erschiessen, was nur Hippies nicht geniessen.

Globi aber denkt sich: Ach, für derlei bin ich zu wach, war ja schon (und war so frei), bei der Zürcher Polizei!

Jagte Schufte, half ihr gerne, Illegales liegt mir ferne, bin doch voller Lebenslust und nach Kräften staatsbewusst.

Kinderaugen, wird mit Macht Interesse angefacht, leuchten – eine Glanzidee ist der Fortschritt der Armee!

Gibts auch keinen Hitler mehr, der mit Konstanz’ Feuerwehr unser schönes Land bedrohte, ist die Welt eine verrohte.

Alle Armen auf der Welt wollen Nahrung, Frauen, Geld, falls nicht gute Schweizer Waffen hier wie dorten Ordnung schaffen.

Deshalb Globi als Rekrut, wie er etwas Gutes tut, und ein Sack voll Sympathie landet bei der Infant’rie!

Kriegsspielzeug ist ja verboten, nur damit den alten Toten sich nicht neue zugesellen – doch die Hunde, die so bellen,

kommen, kommt der Iwan doch, feige nicht aus ihrem Loch. Ihre Welpen hoffentlich sind so klug und wehren sich

gut gelaunt und mit Bravour, mit Respekt und Kurzfrisur, wissend, dass Armee nicht heisst, dass man wen ums Glück bescheisst!

Globi muss es wieder richten. Neu will man Band 6 bedichten. Und wiewohl ich derlei kann: SVP, ruf bloss nicht an.

* «SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger und eine Reihe von Offizieren fordern, dass das Buch ‹Globi wird Soldat› von 1940 eine moderne Neuauflage erhält. (…) Der blaue Vogel soll Kindern auf sympathische Art die Armee näherbringen» (Nau.ch).

Stefan Gärtner (BRD) war Redaktor bei der «Titanic» und ist heute Schriftsteller und «linksradikaler Satiriker» («Die Zeit»). An dieser Stelle nimmt er das Geschehen in der Schweiz unter die Lupe.