LeserInnenbriefe

Nr. 43 –

Exit-Pille?

«Familienfilm: ‹Wir haben keine Zehntelsekunde unser Alltagsleben gefilmt›», WOZ Nr. 40/2019

Soeben las ich das Interview mit Ruth Schweikert. Bei einer Aussage von ihr musste ich leer schlucken. In Bezug auf die Überbevölkerung sagt sie: «Da möchte ich manchmal hinten etwas abschneiden.» Eine solche Aussage ist geradezu menschenverachtend und spielt die Generationen gegeneinander aus, indem sie das «wertvollere, junge» Leben über das «unproduktive» Alter stellt. Solche Voten sind gefährlich und leisten der Altersdiskriminierung weiter Vorschub. Vielleicht meinte Schweikert ja so etwas wie ungewollte lebensverlängernde Massnahmen, dennoch bedürfen solche Aussagen unbedingt einer Kontextualisierung. Als junge Frau hoffe ich nur, dass sich die öffentliche Meinung in Zukunft nicht derart wandelt, dass die Alten dazu gedrängt werden, ihr wirtschaftlich «unnützes», «klimaschädliches» Leben mit der Exit-Pille selbst zu beenden.

Isabelle Schmied, per E-Mail

Es wird mir «gschmuch»

«Abfallverbrennung: Klimaneutraler Müll», WOZ Nr. 41/2019

Eigentlich bin ich ja völlig einverstanden mit Anja, der zitierten Freundin des Autors, dass es am besten wäre, gar keinen Müll zu produzieren und «alles Verwertbare auch wiederzuverwerten». Auch ist dem Autor die Erläuterung des Umstands anzurechnen, dass die Folge eines konsequenten Einhaltens dieses Grundsatzes der Verlust einer relativ nachhaltigen Energiequelle ist – es ist ja eben nicht total daneben, Energie aus dem Abfall zu gewinnen. Was mich aber nervös macht, wenn ich den Artikel lese, ist, dass im Eifer für die «Zero Waste»-Idee wuselig argumentiert wird: vielleicht ein systemisches Problem von «Zero Waste» – da müsste man genauer nachlesen. Aber so richtig «gschmuch» wird mir, wenn «kein Gramm Grünabfall wegwerfen», also «konsequente Politik des ‹No Waste› zu betreiben» und den biogenen Restabfall zu «klimaneutralem Biogas zu vergären», als besser dargestellt wird, als wenn die Kehrichtverbrennungsanlagen argumentieren, dass «rund die Hälfte des Abfalls biogen» und folglich «klimaneutral» sei. In der Annahme, dass Anja nicht bloss Biogascontainer in ihrer Wohnung stehen haben will zur kontemplativen Betrachtung, also wenn Anja klimaneutrales Biogas verbrennt – ist das wirklich viel besser, als wenn die KVA das Beste aus dem «shit» macht, den sie halt geliefert bekommt? – Bei allem Respekt für den grossartigen Einsatz der WOZ gegen den Klimawandel: Ich finde, inexakte Argumentationen sollten wir dem anderen Lager überlassen.

Dominik Schlienger, Dalsbruk, Finnland