LeserInnenbriefe
Sexistische Beschimpfung
«Aufruhr im Libanon: Teilen und Herrschen zieht nicht mehr», WOZ Nr. 43/2019
Erstaunt lese ich in der aktuellen Nummer der WOZ einen sexistischen Slogan als angeblichen Ausdruck der «fröhlichen Seite» der Proteste im Libanon. Denn die «wüste Beschimpfung» von Aussenminister Gebran Bassil, die im Beitrag nur auf Arabisch zitiert wird, lautet auf Deutsch «Fotze seiner Mutter». Von der WOZ hätte ich mir erhofft, dass ihr solche Sexismen nicht unkommentiert reproduziert. Von Bassil mag man halten, was man will. Diese Art der Beschimpfung bleibt jedoch ekelhaft sexistisch, egal in welcher Sprache und von welcher Bewegung sie geäussert wird. Wurde der Slogan absichtlich nur auf Arabisch zitiert, um ihn nicht kritisieren zu müssen? Oder wurde er abgedruckt, ohne zu verstehen, was da gerufen wird? In beiden Fällen möchte ich erwidern: Solidarisch zu sein mit einer Bewegung und ihren Forderungen, darf nicht bedeuten, Dinge blind zu wiederholen und unkritisch zu werden. Im Gegenteil. Ernsthafte Solidarität bedeutet auch kritisches Mitdenken. Meine kritische Solidarität gilt auch euch: Denn gerade der WOZ traue ich es zu, die Ambivalenzen einer Bewegung zu thematisieren, die sexistische Züge trägt und zugleich FTIQ-Rechte einfordert.
Helena Rust, per E-Mail
Nicht in diese Richtung!
«Das Hässliche verschwindet nicht», WOZ Nr. 42/2019
Ich bin seit längerem Abonnentin und preise die WOZ als objektive, kritische Zeitung an. Ich schätze es, dass die Meinung der Autoren nicht offensichtlich zum Tragen kommt. Dies habe ich jedoch im Artikel «Das Hässliche verschwindet nicht» vermisst:
«(…) schaufelt Kuchenstücke in den zitternden Mund. Schiebt den Unterkiefer hin und her.»
«(…) von einem dumpftumben Publikum. Alte bierschlürfende Männer. Frauen mit schlechten Frisuren.»
«(…) mampft eine träge Gesellschaft Braten und Kartoffelstock.»
Man sagt, wenn man keine Argumente hat, dann lässt man sich über Frisur und Figur des Gegenübers aus. Während Sätze wie «schürzt die Lippen, verspannt seinen Kiefer, wirkt verbissen» als Beschreibung gesehen werden können, ist dies bei den oben genannten Sätzen nicht der Fall. Dieser Stil ist genauso niveaulos wie eine Diskussion an der Kaffeemaschine, wenn über Abwesende hergezogen wird und das Publikum die Kommentare mit «Hohoho» quittiert. Bitte, bitte, nicht in diese Richtung weitergehen!
Claudia Jost, per E-Mail