Wichtig zu wissen: Institutionen in der Endphase

Nr. 6 –

Ruedi Widmer über panisch reagierende Unternehmen

Die aus Rundfunk und Fernsehen wohlbekannte Bank Credit Suisse weiss laut «SonntagsZeitung» genau, wann und wo wegen ihrer Rohstoffinvestments gegen sie demonstriert wird, denn sie hat Einsicht in den Mailverkehr von Greenpeace.

Ich bin sicher, dass die durch Verspätungen schweizweit bekannten Bundesbahnen SBB mein Handy aushorchen (über die SBB-App!), denn immer wenn ich den Bahnhof Winterthur benutze, ist dort eine riesige Baustelle mit mannshohen Bauwänden, Umleitungen und Presslufthammerlärm. Da ich davon ausgehe, dass diese Bauwände nur vorgetäuscht sind – ganz so, wie die Credit Suisse laut besagter Wochenendpostille ihre eigenen Filialen als «Baustellen» verbarrikadiert, wenn sie aus den abgefangenen Mails erfährt, dass Greenpeace, Thunberg und andere Grüne (wahrscheinlich Rytz) in der Nähe gegen das heutige Klima demonstrieren –, gehe ich wiederum auch davon aus, dass der Presslufthammerlärm gleich dem Big-Ben-Brexit-Siegesglockengeläut von Boris Johnson nur ab Band gespielt wird.

Weil die SBB auch von vielen anderen PassagierInnen weiss, wann und wo sie eine Bahnreise beginnen, weil diese wie ich ihr Billett über die SBB-App kaufen, muss sie auch für diese Menschen eigentlich permanent Baustellen vortäuschen, sodass es eigentlich viel gescheiter ist, diese Tarneinrichtungen permanent in Betrieb zu halten. Die Steuerzahlerin und der Steuerzahler danken an dieser Stelle für dieses rationelle Vorgehen.

Die einstige Bad Bank UBS ist mir übrigens lieber als die Credit Suisse. Die horchen mein Handy ganz bestimmt nicht aus, denn das Kautionskonto meines Ateliervermieters lautet seit Jahr und Tag auf «Frau Ruedi Widmer», was mir jeden Januar beim Öffnen der Bestätigung für die Steuererklärung ein kurzes Smiley-Emoji aufs Gesicht zaubert.

Die Bad Lebensmittelkette derzeit ist ja der orange Riese. Ihre Warenhausmarke Globus hat die einst vom unbequemen Pionier Winston Churchill gegründete Migros bereits nach Österreich verkauft, das Glattzentrum muss jetzt auch dran glauben, Interio muss weg, und das Kulturprozent wird zurückgefahren. Klassische Panikanzeichen eines Totalbankrotts. Namen wie Mario Corti, Eric Honegger, Erich Honecker oder Egon Krenz kommen einem beim Anblick des orangen «M» in den Sinn. Und das, obwohl ich wöchentlich relativ viel Geld in dieses Lebenserhaltungssystem reinpumpe (Nahrung, Hygiene). Auch andere Bekannte stützen diese Einrichtung seit Jahren. Doch das Geld landet offenbar nicht dort, wo es sollte (ich kaufe Bioprodukte), sondern bleibt wahrscheinlich in der «Chickeria» hängen und forciert den Klimawandel. Die KundInnen werden immer weniger und die Schokoladen immer teurer, obwohl es dieselben sind, die ich als Kind schon ass.

Wenn das Migros-System zusammenkracht, wäre das eine humanitäre Katastrophe sondergleichen. Es gibt in der Schweiz Millionen von Migros-Kindern, die dringend diese Nährstoffe benötigen, sonst verhungern sie. Coop, Lidl und Aldi prüfen bereits den Abwurf von täuschend echt nachgemachter Migros-Schokolade, um das Leben der Migros-Kinder zu retten. Denn die Mägen dieser Kinder können nur diese Schokoladen verarbeiten. Oder die «Sommermischung»-Bonbons. Auch die weltbesten Fasnachtschüechli! «Tourist» oder «Risoletto» sind leicht nachzumachen, aber die beste, die «Cremetta» (dunkle Schokolade mit Zuckerfondantfüllung Himbeere/Orange/Banane), wird als rettender Impfstoff erst in etwa fünf Jahren verfügbar sein.

Falls die Migros zusammenbricht, die Mauer fällt und die Wiedervereinigung mit Coop gelingt, dann ist das zwar ein Sieg von Basel über Zürich. Aber Bern dürfte dann endlich wieder Hauptstadt werden. Das verfassungsmässige Prinzip «Ein Land, zwei Systeme» ist nicht mehr länger zu halten.

Ruedi Widmer (Cartoonist) hört sich selber ab (Stethoskop), um die Kontrolle über sich zu behalten.