Was weiter geschah: Aufholjagd in St. Gallen

Nr. 17 –

Im ersten Wahlgang hatte sie noch auf Platz drei gelegen. Doch an diesem Wahlsonntag machte die St. Galler SP-Regierungsratskandidatin Laura Bucher Stimme um Stimme gut. Sie gewann nicht nur in den städtischen Regionen wie Wil oder St. Gallen, sondern auch im Unterrheintal, wo sie wohnt. So holte die 35-Jährige einen der beiden noch zu vergebenden Sitze. Der andere ging an FDP-Kandidat Beat Tinner; auf der Strecke blieb der SVPler Michael Götte. «Das ist ein Freudentag, vor allem für die Frauen im Kanton», sagte Bucher in einer ersten Reaktion. Die Frauensolidarität über die Parteigrenzen hinweg spielte bei der Entscheidung zweifellos die entscheidende Rolle. Buchers Erfolg zeigt aber auch, dass man mit einem linken Antritt eine Regierungsratswahl gewinnen kann: Sie sprach sich im Wahlkampf gegen die Schliessung von Regionalspitälern aus. Als Enkelin italienischer MigrantInnen will sie sich zudem gegen die Diskriminierung von AusländerInnen starkmachen.

Erneut scheiterte die SVP als stärkste Kantonalpartei beim Versuch, einen zweiten Sitz in der St. Galler Regierung zu holen. Eine Mitschuld dürfte nicht zuletzt Toni Brunner tragen: Immer wieder polemisierte der frühere SVP-Präsident gegen die Stadt St. Gallen und die Kulturförderung. In seinem Haus zur Freiheit im Toggenburg inszeniert er für hergereiste Medienschaffende bis heute gerne sein Ostschweizidyll. Mit der Lebensrealität der Mehrheit der St. GallerInnen hat das offenbar immer weniger zu tun.

Nachtrag zum Artikel «Der epische Spitalstreit» in WOZ Nr. 16/2020 .