LeserInnenbriefe :

Nr.  26 –

Waschgänge kaufen

«Reparaturwirtschaft: Flicken macht glücklich», WOZ Nr. 21/2020

Als Teilnehmer eines Repair-Cafés stört es mich jeweils schon, wenn ich ein Gerät nicht hinkriege, weil es einfach zum Wegwerfen konzipiert wurde. Allerdings kann doch auch sehr viel repariert werden, wenn junge und alte Menschen zusammenkommen und ihre Kenntnisse einbringen.

Ich begrüsse das geplante Label der EU zur Ressourceneffizienz und die Bestrebungen zum «Recht auf Reparaturen». Ein noch weitergehender Ansatz ist das «Cradle to Cradle»-Prinzip (C2C). In der C2C-Philosophie wird (unter anderem) Eigentum unwichtiger, weil oft Dienstleistung das Geschäftsmodell ist. Am Beispiel der Waschmaschine: Nach C2C kaufe ich nicht eine Maschine, sondern zum Beispiel tausend Waschgänge, die ich in den nächsten zehn Jahren beziehen werde. Der Dienstleister, der mir ein Gerät ins Haus stellt, ist dann selber daran interessiert, dass er es nicht dauernd reparieren muss, und am Ende meiner Vertragszeit möchte er es möglichst weiterverwenden können und nicht verschrotten müssen.

Samuel Leemann, Pfäffikon ZH

Morde überall

«Die USA als scheiternde Demokratie: Das Knie im Nacken», WOZ Nr. 23/2020

Ohne die vielen Demonstrationen in den USA und die Videoaufnahmen wäre die Ermordung von George Floyd kaum näher untersucht worden. Für die Qualitätsmedien sind andere Morde auch kaum erwähnenswert, etwa die Tötungen mit Drohnen und Bombern in Afghanistan, Somalia und anderen Ländern. Nach Bush und Obama wurden nämlich die völkerrechtswidrigen aussergerichtlichen Hinrichtungen von Verdächtigen unter Donald Trump noch intensiviert. Bei diesen Operationen kommen immer viele Zivilisten um. In unseren Medien werden wir jedoch meist nur über die furchtbaren Anschläge der Taliban in Afghanistan oder von al-Schabab in Somalia informiert.

Werden die Demonstrationen gegen die US-Polizeigewalt in der Schweiz etwas bewirken? Werden die Waffenexporte der Schweiz in die USA eingestellt? Werden die Investitionen der Nationalbank, der Banken, Versicherungen und Pensionskassen in US-Rüstungskonzerne unterbunden, in Firmen, die sogar an der Produktion von Atombomben, Streubomben und Antipersonenminen beteiligt sind?

Ohne die logistische Hilfe der USA und Grossbritanniens könnte Saudi-Arabien mit seinen Kumpanen den Krieg im Jemen nicht führen. Saudi-Arabien stützt sich in seinem Krieg im Jemen auch auf Waffenlieferungen von US- und europäischen Rüstungskonzernen. Auch Rheinmetall verdient viel Geld mit Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien, einem Land, das Krieg führt im Jemen und die Menschenrechte mit Füssen tritt. Rheinmetall produziert und exportiert Rüstungsgüter auch in der Schweiz, mit dem Segen von Bern.

Heinrich Frei, Zürich