LeserInnenbriefe

Nr. 46 –

Kunst ist existenziell

«Durch den Monat mit Sandra Künzi (Teil 1)» , «Ein Traum der Welt: Hände hoch!» , beide WOZ Nr. 45/2020

Danke vielmals für die letzte WOZ-Ausgabe! In verschiedenen Beiträgen nehmt ihr Bezug zur Bedeutung der Kultur und somit auch zur Kunst in der Krise.

Für den Künstler Odilon Redon ist Kunst «die höchste Kraft, sie ist erhaben, heilsam und geheiligt, sie führt zur Reife». Die Kunsttherapie basiert auf der stärkenden und heilenden Wirkung der Kunst. Das aktive schöpferische Tun, aber auch die rezeptive Beschäftigung mit Kunst sind von existenzieller Bedeutung für alle Menschen, besonders in krisenhaften Situationen. Kreativität ist der Gegenentwurf zum krank machenden Ohnmachtsgefühl. Die Freude an allem Schönen, die Begeisterung am schöpferischen Tun und der Gestaltungswille stärken den Menschen und regen die Selbstheilungskräfte an. Kunst ist deshalb kein Luxus!

Es wäre sehr schön, wenn die WOZ ausführlicher über die existenzielle Bedeutung der Kunst berichten würde.

Cornelia Lorant, Basel

Schön und amüsant

«Stefanie Sargnagel: Codewort: Eistee Pfirsich» , «Annemarie Schwarzenbach: Quadratische Sozialkritik» , beide WOZ Nr. 43/2020

Wieder einmal schön und amüsant geschriebene Artikel! Und das auf einer Zeitungsseite, vorne und hinten: ideal zum Herausnehmen und Weitergeben. Der WOZ Nr. 43 fehlt dann halt eine Seite, wenn ich sie wie oft im Zug liegen lasse. In der Hoffnung, jemand habe auch in virophoben Coronazeiten den Mut, das hingelegte Blatt zu ergreifen.

Auch die «Tatort»-Kritik von Dominic Schmid ist geglückt.

Martin Fürst, Rheinfelden

Die richtigen Massnahmen?

«Corona: Ein politisches Versagen», WOZ Nr. 42/2020

Schon lange habe ich mich über keinen Artikel in meiner Lieblingszeitung mehr so geärgert wie über «Ein politisches Versagen». Tatsache: Es gibt viel in dieser Coronapandemie zu kritisieren, und sicher ist alles, was Sie der Politik aus ökonomischer Sicht vorwerfen, zutreffend. Ihre Kritik an den fehlenden Massnahmen teile ich jedoch nicht. Beziehungsweise: Ich bezweifle, ob die Art der Massnahmen die richtige ist.

Noch zu Beginn der Coronapandemie berichtete die WOZ sehr differenziert. Ich erinnere mich zum Beispiel an das ausgezeichnete Interview mit einem Arzt zum Thema («Das Virus hat kein Interesse, seinen Wirt zu töten»). Nun scheint die Kritik am allgemein akzeptierten Notstand wie weggeblasen. Gerne würde ich wieder einmal wissenschaftlich fundierte Informationen zur juristischen Lage in der WOZ lesen. Wie lange und in welchem Ausmass dürfen unsere Grundrechte laut Epidemiengesetz beschränkt oder ausser Kraft gesetzt werden? Welche datenschutzrechtlichen Schwierigkeiten ergeben sich bei der ungefragten Messung der Körpertemperatur, beim täglichen Gesundheitscheck durch den Vorgesetzten (kein Arzt des Vertrauens!), bei der öffentlichen namentlichen Bekanntgabe von positiv Getesteten und deren Quarantänepflicht, beim Contact Tracing und vielem mehr?

Weiterhin würde ich gerne in der WOZ wieder einmal medizinisch fundierte Aussagen darüber lesen, welche Aussagekraft die vielen Testergebnisse tatsächlich haben, auf die sich diese ganze Notstandspolitik bezieht? Welche Wirksamkeit der Maske aus medizinischer Sicht beigemessen wird, und auf der anderen Seite, welche gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen durch das Tragen einer Maske über mehrere Stunden auftreten können?

Auch würde ich gerne in der WOZ darüber lesen, wer die politischen Entscheidungsträger eigentlich berät. Und wie unabhängig, fachlich qualifiziert und divers (medizinische Fachrichtungen) diese Gremien sind?

Auch wünschte ich mir eine Debatte, was diese Pandemiepolitik für Auswirkungen auf die ideellen Werte unserer Gesellschaft hat. Sicherlich mehr als eine Spaltung in gut (Maskenträger) und böse (Skeptiker). Auch mehr als die Erschaffung einer neuen Gattung des homo hygienicus.

Ähnlich wie bei der Reaktion auf den 11. September 2001, wo die kollektive Angstmache in der Folge jede Form von Antiterrorgesetzen billigte, fürchte ich jetzt einschneidende Veränderungen in vielen Bereichen (Gesundheit, Datenschutz …), die die eingeschüchterte Masse freiwillig akzeptiert, weil sie aus Folgsamkeit nicht anders kann. Die Maskenpflicht ist für mich ein Ausdruck davon. Also wesentlich mehr als «ein Stück Stoff vor dem Gesicht».

Helen Duhm, per E-Mail