LeserInnenbriefe

Nr. 5 –

Für Solvente und Saturierte

«Klima-Aktionsplan: Hört auf zu bauen – oder baut mit Stroh», WOZ Nr. 2/2021

Der Klima-Aktionsplan (CAP) der Klimastreikbewegung fordert in der Schweiz netto null Treibhausgase bis 2030. Es geht gemäss CAP um Strukturen, nicht um Konsumentscheide. Und mitten im Artikel steht Folgendes: «So fordert die Bewegung einen sofortigen Baustopp bis 2030 für (…) alle Gebäude, die mehr Energie verbrauchen, als sie produzieren.» Aber was heisst das genau? Schauen wir uns ein Haus in Brütten an, das als das erste energieautarke Haus der Welt gilt, also zumindest gleich viel Energie erzeugt, wie es verbraucht. Es nennt sich ein «Leuchtturmprojekt» und wurde Anfang Juni 2015 im Beisein der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard eingeweiht. Das wäre also ein Gebäude, das bis 2030 immer noch gebaut werden könnte.

Brütten liegt in der Höhe, abseits vom Durchgangsverkehr, mit schöner Aussicht und einem Steuerfuss von 89 Prozent. Es war lange bevorzugter Wohnsitz der besseren Angestellten der Swissair. Der Bus hat von Winterthur wie von Bassersdorf Halbstundentakt. Einen Bahnanschluss gibt es nicht. Das Gebäude ist ein Neubau, grosszügig, aufwendig detailliert, teuer ausgebaut. Ein Haus für den oberen Mittelstand. Die Erschliessung mit grosszügiger, betonierter Garageneinfahrt ist unübersehbar. Die Autarkie beschränkt sich auf den Betrieb, genauer gesagt auf Strom, Heizung, Warmwasser. Die graue Energie, die in den Bauteilen steckt, ist nicht mitgemeint. Der Betrieb der Autos, für die die Garage gebaut wurde, auch nicht wirklich. Ein neckisches Detail aus der Dokumentation: «Nur bei den Solarzellen aus China erwies sich der lange Transportweg als nachteilig.»

Will der CAP das wirklich? Hat das mit Bauen mit Stroh oder auch Holz noch etwas zu tun? Wie lange müssen die chinesischen Solarzellen Strom abgeben, damit der Energieverbrauch für die Herstellung des Gebäudes wieder hereingeholt wurde?

Die Vorstellung eines Bauwerks, das mehr Energie produziert als verbraucht, ist eine Denkweise für Solvente und Saturierte. Noch schlechter wird die Energiebilanz, wenn für den Neubau ein Bestandsgebäude abgebrochen wurde, das standfest und gut benutzbar war: eine Situation, wie sie nicht nur in Zürich normal ist. Wollen wir wirklich netto null Treibhausgase erreichen, dann müssen wir mit dem Bestand arbeiten, dessen graue Energie schon seit Jahrzehnten in den Bauten steckt und der bewohnbar und benutzbar ist. Mit Gebäuden, die sich unterhalten, erneuern, um- und anbauen lassen. Und die, wenn sie noch aus der Zeit vor der Massenmotorisierung stammen, statt einer geräumigen Tiefgarage nutzbare Keller bieten. Wir dürfen uns nicht durch Schlagworte wie «Plusenergiehaus» blenden lassen, die lediglich eine technisch verbesserte Ausgabe eines «Weiter wie bisher» darstellen und nur für eine Minderheit erschwinglich sind.

René Stauber, Winterthur

Bin ich dann noch toter?

«‹No Covid›: Endlich eine konkrete Hoffnung», WOZ Nr. 4/2021

Dass ich mich regelmässig über die Covid-Berichterstattung in der WOZ ärgere, daran habe ich mich schon beinahe gewöhnt. Aber jetzt bringt das Virus noch euer Sprachgefühl durcheinander. Wenn etwas noch tödlicher als tödlich ist, dann ist schon das eine tödlich (wie denken wohl die «Überlebenden» darüber?). Heisst das also, wenn mich das gewöhnliche Coronavirus erwischt, dann bin ich tot, das mutierte macht mich dann noch toter? Wie hiess es doch schon so schön bei den Zigarettenpäckli: Rauchen ist tödlich, nicht rauchen auch …

Zum Schluss doch noch ein Lob: Merci, Bettina Dyttrich; diese Artikel machen die WOZ lesenswert!

Samuel Nacht, per E-Mail

Verschlossene Herzen

Diese tödliche Krankheit trifft nicht das Augenlicht, sondern das Herz für die vielen Flüchtlingslager mit katastrophalen Zuständen. Moria, ein Ort auf der Insel Lesbos in Griechenland, schreit zum Himmel. Die Menschen draussen beschäftigen sich nur noch mit Corona. Während wir uns anscheinend im grössten Jammertal befinden, leben die Flüchtlinge dort unter jeder Menschenwürde. Jedes Tier bei uns lebt umsorgt mit Schutz, Speise und Wärme. Dort laufen die Kleinsten wie Ratten durch Wasser, Schnee und Kälte.

Was für ein tragisches Menschenbild haben wir uns selbst gezimmert in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, in Zeiten des Kapitalismus. Keine Regierung rundherum öffnet ihr Herz, um Familien mit Kleinkindern aus dem Elend heimzuholen, wo doch überall bei uns Platz und Heimat vorhanden wäre.

Sebastian Reiterer, Rheinau

Danke für the fun

«Kost und Logis: We have the nose full», WOZ Nr. 2/2021

Message for the Verfasserin: BRAVO! Wenn Ihr Wein so spritzig und round ist wie Ihr Witz und your Reime … dann success sollte nicht far sein. Und true sind sie too. Danke für the fun, den ich am breakfasttisch hatte beim Lesen of your Text.

Agatha Wydler, Zürich