Im Affekt: Die hässlichste Nebensache der Welt

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American Football wird in Europa immer populärer, auch weil dessen Fans nicht müde werden, dafür zu werben: Dem rauen Anschein zum Trotz sei das Spiel ja taktisch anspruchsvoll und eigentlich eine Art Rasenschach. Andererseits hat man das Wesentliche vermutlich schon begriffen, wenn man nach einigen Spielen feststellt, dass dort, wo besonders hart eingesteckt wird, auffällig viele Schwarze herumstehen, während die prestigereiche Position des Quarterbacks meist in weisser Hand ist. Das gilt auch für die Klubs, die fast alle reichen Weissen gehören.

Vergangenen Sonntag nun war Superbowl, also das jährlich weltweit gehypte Finale um den Meistertitel in der Profiliga NFL, und wieder einmal ging Ausnahmeathlet Tom Brady als Sieger vom Platz. Darauf hätte vor ein paar Monaten kaum jemand einen Pfifferling gewettet, immerhin ist der Quarterback schon 43 und seit neuestem bei der Losertruppe aus Tampa Bay angestellt. Nun könnte man sich über Bradys Triumph freuen, weil er beweist, dass Mann noch nach dem 40. Geburtstag zu etwas zu gebrauchen ist – Tennisprofi Roger Federer schickte auch umgehend Glückwünsche über den Atlantik. Zudem siegte der Underdog, der weitere ausrangierte Altstars mit dabei hatte: Rob Gronkowski war schon als Wrestler aufgetreten, ehe Brady ihn reaktivierte.

Mehr als ärgerlich war allerdings, dass einer wie Antonio Brown mitjubeln durfte. Dessen Karriere schien schon in Trümmern zu liegen, unter anderem weil ihm sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen vorgeworfen werden. Weder Liga noch Klub noch Trump-Kumpel Tom Brady schien das aber gross zu stören.

Bei talentierten Athleten drücke man in der NFL eben gerne mal ein Auge zu, befand der «Guardian» – sofern sie nicht allzu widerspenstig sind: Colin Kaepernick, der 2016 mit seinem Protest gegen rassistische Polizeigewalt weltberühmt wurde, sucht noch immer einen neuen Job.

Profifussball ist übrigens auch nicht viel besser: Gerade fand die Klub-WM statt – in der Musterdemokratie Katar.