Im Affekt: Fussball? Wertlos!

Nr. 16 –

Schockwellen haben den Profifussball in Europa durchgerüttelt, als zwölf Spitzenklubs ankündigten, eine eigene «Super League» starten zu wollen. Den Vereinen, darunter jene aus Barcelona, Manchester und Mailand, gings wie immer ums Geld: Dank Beteiligung der Wall Street hätte ihnen eine Einmalzahlung von insgesamt 3,5 Milliarden Euro gewunken, zudem sollte an jeden Klub eine Prämie von 100 Millionen Euro pro Saison gehen – und zwar garantiert, weil man aus einer famosen Superliga natürlich nicht absteigen kann.

So weit, so unsympathisch. Entsprechend empört zeigten sich FussballromantikerInnen auf dem ganzen Kontinent. Im Netz kursierte etwa der Slogan: «Fussball: errichtet von den Armen, gestohlen von den Reichen». Und der englische Exprofi Gary Neville sprach vielen aus der Seele, als er die Klubbesitzer als «Betrüger» und ihre Pläne als «Verbrechen an den Fans» bezeichnete. Wer will schon Zustände wie im US-Nationalsport Baseball, in dem sämtliche unterklassigen Mannschaften nur als «Farmteams» dienen, in denen der Nachwuchs für die wenigen Grossen heranreifen darf?

Immerhin: Die Klubs scheinen sich nun der geballten Empörung zu beugen und nehmen Abstand von ihrem Vorhaben. Das ändert aber nichts daran, dass der Fussball bereits jetzt hoffnungslos kommerzialisiert ist und immer dieselben Vereine am Saisonende ihre Titel zählen. So ist es atemberaubend bigott, wenn nun ausgerechnet der Weltverband Fifa «nachdrücklich für Solidarität» wirbt. Was für ein Gebaren die Funktionäre pflegen, wenn sie nicht gerade die «Werte des Sports» beschwören, zeigte sich kürzlich, als die Uefa von den Städten, die Spiele der anstehenden Europameisterschaft ausrichten sollen, eine feste Zusage erzwingen wollte, dass dann auch ZuschauerInnen in die Stadien dürften. War da nicht was mit einer Pandemie?

Schluss also mit der Folklore! Sollte das System Profifussball tatsächlich implodieren, dürfte das unterhaltsamer werden als jedes Champions-League-Finale.

Sollen sie doch nach Katar ziehen: Doha City trifft auf Doha United, Inter auf die AC Doha.