Was weiter geschah: Im leeren Kino?

Nr. 32 –

«Succès Festival» heisst ein Förderinstrument des Bundes, mit dem Festivalerfolge von Schweizer Filmen belohnt werden. Für einen Dokumentarfilm wie «Saudi Runaway» bedeutet das: Dank Premieren am Sundance und an der Berlinale hätten Regie und Produktion Anspruch auf rund 200 000 Franken Erfolgsprämien, die dann in neue Projekte investiert werden müssen. Nur: Nach den geltenden Bestimmungen müsste der Film dafür auch öffentlich gezeigt werden. Doch «Saudi Runaway» bleibt unter Verschluss, weil die furchtlose Protagonistin, die darin ihre Flucht aus Saudi-Arabien dokumentiert, den Film gestoppt hat. Die WOZ hat das im Januar publik gemacht.

«Der verbotene Film», so titelte nun mit einiger Verzögerung die «NZZ am Sonntag», obwohl hier gar nichts verboten wurde. Die Zeitung witterte dunkle Machenschaften des saudischen Regimes, den Film selber adelte sie gleich zum «Schweizer Oscar-Kandidaten». (Was sie nicht erwähnte: Regisseurin Susanne Regina Meures war lange Jahre als Bildredaktorin für die «NZZ am Sonntag» tätig.)

Hintergrund für den späten Nachzieher: Um die Bedingungen für die Festivalprämien zu erfüllen, wollte Produzent Christian Frei den Film offenbar doch noch ins Kino bringen – wobei angeblich ein «anonymer Gönner» die Tickets für sämtliche Vorstellungen aufgekauft hätte, wie Tamedia berichtete. Als das Vorhaben publik wurde, zog sich das Zürcher Kino Houdini zurück: Man habe die Buchung nur unter der Voraussetzung akzeptiert, dass die leer gekauften Vorstellungen durch das Bundesamt für Kultur (BAK) auch anerkannt würden. Ob das BAK bei aller Regeltreue im Fall von «Saudi Runaway» eine Ausnahme hätte machen können, was den Anspruch auf Festivalprämien angeht? Christian Frei weiss es nicht – weil er gar nicht gefragt hat.

Nachtrag zum Artikel «Nach der Flucht kommen die Zweifel» in WOZ Nr. 3/2021 .