LeserInnenbriefe

Nr. 37 –

Der böse, böse Wolf

«Biodiversität: Was stört der Wolf den Schmetterling?», WOZ Nr. 36/2021

Radikale Wolfsgegner werden sich über diesen Beitrag von Bettina Dyttrich freuen. Und es scheint, dass die Autorin bei ihren Recherchen über mögliche Zusammenhänge des Insektensterbens mit der wachsenden Wolfspopulation im Berggebiet diesen Leuten ziemlich unkritisch zugehört hat.

Schon 2015 gründeten militante Wolfsgegner den Verein «Lebensraum Schweiz ohne Grossraubtiere». Ihr Ziel: In der Schweiz soll es für Wolf und Luchs keinen Platz haben.

Sie behaupten, grosse Gebiete des Alpenraums würden wegen der Wölfe und ihrer Attacken auf Nutztiere nicht mehr bewirtschaftet und folglich verganden. Deshalb würden artenreiche Blumenwiesen verschwinden und damit auch die vielfältige Insektenwelt. Die Autorin folgt teilweise dieser These.

Die Fakten sehen anders aus. Wenn im Berggebiet immer mehr Blumenwiesen und die davon abhängige Insektenwelt verschwinden, hat das mit dem Wolf nichts zu tun. Das ist menschengemacht. Seit Jahren werden auch Bergwiesen mit Gülle «gedüngt». Weil der Tierbestand viel zu hoch ist, fällt zu viel Gülle an, und die wird dann auf die Bergwiesen ausgebracht. Für die Biodiversität ist das verheerend. Die wertvollen Blumenwiesen und ihre Bewohner verschwinden.

Dann wäre noch die im Beitrag erwähnte Geschichte des schon in anderen Medien aufgebauschten Wolfsangriffs auf einen Esel. Die Fakten: Mit 32 Jahren war der Esel uralt und wurde von den Artgenossen im Pferch quasi ausgestossen, also nicht verteidigt. Als intelligente Tiere mit äusserst feinem Geruchssinn haben die Wölfe diesen Esel als leichte Beute entdeckt. Das entspricht ihrem natürlichen Verhalten. Eher hätten die Besitzer ihren uralten Esel in einem Wolfsgebiet nachts im sicheren Stall unterbringen sollen. Den wehrfähigen Eseln im Pferch ist nämlich nichts passiert.

Und zu guter Letzt: Während Jahrhunderten mussten Menschen und Grossraubtiere «zusammenleben», nicht gerade in Freundschaft. Aber das Alpengebiet wurde trotzdem nicht entvölkert.

Hans Caprez, Castrisch

Definitionsmacht bestimmt

Verschiedene Artikel zum Coronavirus

Plötzlich vordergründig einer Minderheit angehörend wegen eines Themas, bei dem niemand so recht recht hat. Mit Gedanken konfrontiert wie: Was habe ich getan? Warum ist gesund nicht mehr gut genug?

Zu viele Akteure reden mit, zu viele bilden sich eine Meinung auf einer Ausgangslage, die den neuen Erkenntnissen nicht angepasst wurde. Die, die sich auszukennen glaubten, haben sich verrannt und können nun nicht mehr zurück. Zu solchen Dilemmas kennen wir Lieder von Mani Matter.

Begriffe wie Solidarität werden missbraucht. Wo die Definitionsmacht herkommt, ist bestimmt. Glaubwürdigkeit fehlt da, wo nur noch mit der Position argumentiert werden kann.

Wäre dieses Corona ein Corönchen und würde es zur Tür reinkommen, wäre es kaum sichtbar. Leute würden auf ihm herumtreten und bald würde es verschwinden. Aber das Corönchen kann sich aufplustern und sitzt nun da auf dem viel zu grossen Thron, hämisch lachend und verrückt vor Freude. Es sieht, dass sich die Menschen selbst kaputt machen. Das Corönchen kann das Ganze genüsslich beobachten und muss nichts mehr weiter tun. Dabei müsste nur jemand das Zündhölzli vom Teppich nehmen.

Yvonne Müller, Bern

Schwangere an die Macht

«Zentralamerika: Die Zeit der Scham ist vorbei», WOZ Nr. 32/2021

Die meisten Menschen wünschen sich dasselbe: in Frieden zu leben. Vielleicht wäre dies möglich, wenn die Welt von schwangeren Frauen regiert würde. Oder können Sie sich Hitler, Stalin und andere Herrscher über die Menschheit als Frauen vorstellen, die zwei schlagende Herzen in sich tragen?

Richard Knecht, Glarus