LeserInnenbriefe
Genesene impfen?
«Zertifikatspflicht: Augen auf und durch», WOZ Nr. 37/2021
Ich stelle mir die Frage, was der Ausdruck Solidarität in dieser Geschichte um den faktischen Impfzwang zu suchen hat. Wenn, wie Behörden und Medien unablässig betonen, die Impfung der einzige wirksame Schutz vor Infektion ist, weshalb denn sollen dann Ungeimpfte eine Gefahr darstellen ausser für sich selbst? Mir fehlt da ein Stück Logik.
Von Zwang zu sprechen, erlaube ich mir, weil die Kampagne des BAG zwar Freiwilligkeit behauptet, jedoch mit wenigen Ausnahmen keine Wahl lässt. Stetig wird von den Geimpften und Genesenen gesprochen, die angeblich Anrecht auf ein Covid-Zertifikat haben. Dabei entspricht die Aussage keineswegs der Wahrheit, denn nur ein Teil der Genesenen ist in der Lage, die Bedingungen, die das BAG fordert, zu erfüllen. Selbst der testierte Nachweis von Antikörpern, also einer Immunität, die auch die Impfung verspricht, wird für unzureichend erklärt, wenn die Infektion vor mehr als 180 Tagen stattgefunden hat und nicht durch einen anlässlich der Erkrankung als positiv bewerteten PCR-Test bestätigt ist. Folglich wird die weit überwiegende Mehrheit der Genesenen dazu verpflichtet, sich zusätzlich impfen zu lassen.
Hanspeter Gysin, Basel
SRF Kultur?
«Auf allen Kanälen: Geistloser Dienst», WOZ Nr. 34/2021
Als erstes Danke an Felix Schneider für den Bericht über den Abbau bei SRF 2, der ein Bild von den inneren Vorgängen gibt, über die wir uns als HörerInnen nur in Bruchstücken informieren konnten. Wir merkten einen schleichenden Verlust an mutigen, kritischen Beiträgen und den Abgang profilierter JournalistInnen, aber eine transparente Darstellung des Abbaus fand nicht statt, als wäre das Radio SRF nicht ein Service public, bei dem es doch darauf ankäme, die Meinung der ZuhörerInnen in Betracht zu ziehen. Die Aussage der Redaktorin hat mich alarmiert: «Wir dürfen nicht gut sein.» Das heisst doch, dass uns ein qualitativ hochstehendes Informations- und Kulturerlebnis bewusst vorenthalten und nicht zugetraut wird. Das Kulturradio hat uns täglich begleitet und Zusammenhänge erläutert, die sonst kaum zu erfahren gewesen wären. Oft habe ich Notizen gemacht, um weiter darüber nachzudenken. Die Sendungen haben mir geholfen, mein Weltbild zu differenzieren und zu ergänzen. Ich konstatiere aber jetzt, dass meine Notizen selten geworden sind. Die verbleibenden Kurzsendungen sind kaum noch notierenswert, die Themen verdienten mehr Zeit. Ich verstehe diese «Wut» nicht, mit der gegen intellektuelles Gut vorgegangen wird.
Das Medium Radio dringt jeden Tag in meine Räume. Es ist eine sinnliche Begegnung mit den Personen, die zu Wort oder Ton kommen. Auch die WOZ kann das als Textmedium nicht leisten, so sehr ich sie schätze. Sie mögen über uns Alte lachen. Eigentlich fühlen wir uns, die wir die Billag gegen den Angriff der Rechten verteidigt haben, als die Betrogenen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum man gut recherchierte Sendungen eintauscht gegen kurzatmige, eher oberflächliche Podcasts für jüngeres Publikum. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass viele aus diesem jüngeren Publikum nur Süffiges konsumieren wollen, dafür sind sie zu intelligent. Desinformation als System, auch im Radio? Dazu passt natürlich auch der innere demokratische Abbau.
Therese Rice-Schumacher, Winterthur