Was weiter geschah: Kleiner grosser Aufstand: Britney Spears ist frei

Nr. 40 –

«Project Rose» hat gesiegt: Britney Spears hat sich nach dreizehn Jahren aus dem Vormundschaftsregime ihres Vaters Jamie befreit. Fans hatten die unzähligen Rosen-Emojis und Verweise auf die Farbe Rot, die sich in den vergangenen Jahren durch die Instagram-Posts des Popstars zogen und vorgeblich mit einem Fotoprojekt zu tun hatten, immer als Symbole des Widerstands gedeutet. «Project Rose» könnte eine Referenz auf eine gleichnamige Aktion der US-Stadt Phoenix sein: Dort waren vor zehn Jahren Sexarbeiterinnen verhaftet und in Kirchen festgehalten worden, weil man sie gegen ihren Willen läutern wollte.

Zerstörerische christliche Moral, die sich mithilfe der Staatsgewalt Bahn bricht – die Ähnlichkeiten zum Schicksal von Britney Spears sind frappant. Auch sie war Platzhalterin in dem Kampf, den ihr trunksüchtiger Vater nicht zuletzt gegen sich selbst führt: strammes Christentum, traumatische Kindheit unter autoritärem Vater, Drogenprobleme.

Tatsächlich war Britney Spears schon lange im Widerstand. 2014 forderte sie die Absetzung ihres Vaters als Vormund, 2016 bezeichnete sie die Vormundschaft als «unterdrückerisches und kontrollierendes Instrument» gegen sie. Auf der anderen Seite wird seit der freudigen Botschaft der Befreiung auch das Ausmass der Unterdrückung immer klarer. Spears wurde ständig überwacht, musste krank auftreten und sich mehrmals pro Woche Drogentests unterziehen, als Strafe für ihre Aufmüpfigkeit wurde sie einmal gar in die Psychiatrie eingeliefert.

Auf Instagram schwebt Britney Spears jetzt auf Wolke sieben, einmal ganz wörtlich in einem Flugzeugcockpit, beim Nacktbaden am Pazifikstrand, mit ihrem Verlobten im Fitnessstudio. Anfang Woche bedankte sie sich bei der #FreeBritney-Bewegung für ihre Befreiung: «Letzte Nacht habe ich zwei Stunden geweint, weil meine Fans die Besten sind!!!!!» Wir durften dabei sein bei diesem kleinen grossen Aufstand – so schön kann es sein, einen Popstar zu haben.

Nachtrag zum Artikel «Spears im Streik» in WOZ Nr. 8/21 .