Leser:innenbriefe :
Endlich!
«In eigener Sache: Liebe Leser:innen», WOZ Nr. 39/2021
Nach so vielen Jahren! Endlich! Ich bin froh, muss ich nun beim Lesen von geschlechtsbezogenen Bezeichnungen nicht mehr über diesen grossen I-Berg steigen, um allumfassend an alle Menschenwesen zu denken.
Wunderbar: Mein Auge umsäuselnd, trägt mich der Doppelpunkt zu weitaus zärtlicheren Varianten … Danke!
Lisa Biderbost, per E-Mail
Irreführende Aussagen
«Elternzeit: Für alle eine Zumutung» , WOZ Nr. 42/2021
Ich war, gelinde gesagt, überrascht, als ich den WOZ-Artikel über die Elternzeit las. Mehrere Organisationen treffen sich seit über einem Jahr zu diesem Thema und suchen gemeinsam nach einem Kompromiss, den alle mittragen können. Anders als im Artikel steht, ist Pro Familia Schweiz als politisch neutraler Dachverband mit der Leitung dieser Arbeit betraut worden. Leider hat sich der Journalist nie an uns gewandt, war jedoch im Besitz mehrerer als vertraulich eingestufter Dokumente aus der Allianz, die nur eine Meinung repräsentieren.
In der Diskussion kristallisierten sich zwei Modelle heraus: Ein Teil der Organisation setzt sich für eine paritätisch aufgeteilte und nicht gegenseitig übertragbare Elternzeit anstelle des Mutterschaftsurlaubs ein, die anderen wünschen die Möglichkeit, einige Wochen zwischen den Elternteilen übertragen zu können. Die Befürworter:innen des ersten Modells (ohne Übertragung) gehen aufgrund von im Ausland gemachten Erfahrungen davon aus, dass ein Grossteil der Wochen auf die Frau übertragen würde – mit dem Risiko, dass sich Frauen länger aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen. Das andere, flexiblere Modell würde den Aspekten des Gesundheitsschutzes der Frauen und der aktuell gelebten Realität Rechnung tragen. So verbietet das Arbeitsgesetz den Frauen die Rückkehr an den Arbeitsplatz innerhalb von acht Wochen nach der Entbindung.
Nach einer Umfrage bei den Organisationen ist klar geworden, dass eine gemeinsame Position zurzeit nicht gefunden werden kann, auch wenn sich ursprünglich alle darauf geeinigt hatten, dass die Elternzeit nicht auf Kosten des Mutterschaftsurlaubs eingeführt werden darf. Deshalb wurde vorgeschlagen, dass sich die wichtigsten Organisationen nächstes Jahr wieder treffen, um weiter an einer gemeinsamen Strategie zu arbeiten.
Unserer Meinung nach muss der Kampf für eine Elternzeit, die den Bedürfnissen der Familien und der Wirtschaft entspricht, Vorrang vor der eigenen politischen Profilierung haben.
Philippe Gnaegi, Direktor Pro Familia Schweiz
Verpasste Chance
«Zürcher Kulturzentrum: Abrieb in der Fabrik» , «Elternzeit: Für alle eine Zumutung» , beide WOZ Nr. 42/2021
In der letzten WOZ gibt es zwei Artikel, die sich Konflikten im linken Umfeld widmen: der eine über interne Reibereien in der Roten Fabrik, der andere über feministische Uneinigkeiten, wie eine mögliche Elternzeit-Initiative hätte sein können.
Während erstgenannter Artikel gekonnt aufzeigt, wer die Konfliktparteien sind und um was es im Konflikt geht, verpasst es der zweite leider, mit Sachgerechtigkeit und journalistischer Distanz vorzugehen. Weder wird inhaltlich differenziert vorgegangen, noch werden die Konfliktparteien ausgewogen dargestellt.
So unterstützt der Artikel keine eigene Meinungsbildung und trägt nicht zur Vermittlung bei. Eine verpasste Chance, schade.
Léa Burger, per E-Mail
Wer ist übersensibel?
«Leser:innenbriefe: ‹Lesende über Bord›», WOZ Nr. 40/2021
Schon lustig, wie Frauen und andere Nicht-Männer jahrhundertelang als übersensibel abgetan wurden, wenn sie sich im generischen Maskulinum nicht wirklich mitgemeint fühlten – und jetzt jammern Herr Steudler und Konsorten darüber, mit den neuen Schreibweisen «unsichtbar» gemacht zu werden – obwohl der erste Teil der «:innen-Form» meistens buchstäblich die männliche Form ist, cf. zum Beispiel Leser:innen. Mimimi, kann ich da nur kopfschüttelnd sagen!
Helena Müller, Basel
Dauerhafte Entspannung
«Psyche der Zukunft: Was für ein Trip!», WOZ Nr. 39/2021
Als Mittsiebziger mit reichlich LSD-Trip-Erfahrung wundere ich mich, dass Berichte zur LSD-Forschung wie Ihrer vom 30.9.2021 kein Wort zum therapeutischen Nutzen der Mikrodosierung von LSD verlieren. Der Konsum von LSD wird nur erforscht und mit positiver Perspektive belegt, wenn es in der von Hofmann definierten Dosierung verabreicht wird. Diese Dosierung könnte schlicht eine Überdosierung sein (auch wenn ich sie vielfach mit überwältigendem Vergnügen genossen habe).
Therapeutisch sollte aber ein anderes Vorgehen erforscht werden. Nach meiner von akuten Depressionen im hohen Alter ausgelösten, selbst verschriebenen dreimonatigen Therapie mit täglichen Mikrodosen von LSD bin ich seit drei Jahren befreit von Depressionsproblemen.
Von wegen wissenschaftliche Begleitung in angenehmem Setting (schreckliche Vorstellung): Die durchaus weitverbreitete Mikrodosierung verändert das tägliche Leben gar nicht. Die Umstände sind völlig egal. Es tritt keine psychedelische Wirkung ein. Nur die dauerhafte Entspannung des Gemüts.
X. Y. (Name der Redaktion bekannt)