#digi: Krieg im Cyberspace

Nr. 11 –

Datenzerstörung, DDoS-Angriffe, Desinformation: Krieg herrscht auch im Cyberspace. Russland ist hier eine Grossmacht. Seine Hacker:innen haben wohl bereits vor Jahren in Kiew einen Stromausfall provoziert, als sie nachhaltigen Schaden in der Stromversorgung verursachen wollten. Mit dem Überfall auf die Ukraine meldeten dann IT-Security-Firmen Wiper-Software in ukrainischen Netzwerken. Diese zerstört Daten und kann Systeme unbrauchbar machen.

Die Ukraine ist dem Aggressor auch im Cyberraum unterlegen. Darauf reagierte der Vizepremier des Landes, indem er Freiwillige aufrief, Cyberangriffe gegen Russland auszuführen. Auf dem Telegram-Kanal «IT Army of Ukraine», wo Angriffsziele und Erfolgsmeldungen geteilt werden, sind bereits über 300 000 Mitglieder angemeldet.

Dieses Crowdsourcing von Cyberangriffen findet viele Befürworter:innen. In der Schweiz rief SP-Kopräsident Cédric Wermuth dazu auf, eine Website zu nutzen, über die DDoS-Angriffe ausgeführt werden. Das klinge zwar edel, sei aber eine schlechte Idee, sagt der erfahrene IT-Security-Spezialist Manuel Atug.

Die Lage im Cyberspace war schon vor dem Krieg angespannt. Diese wird sich nun nochmals zuspitzen, ist sich Atug sicher: Zum einen würden sich unkontrolliert Private in den Krieg einmischen, was die Zivilbevölkerung der angegriffenen Länder gefährde. Attacken der privaten Cyberkrieger:innen könnten zudem eine Reaktion des angegriffenen Staates nach sich ziehen – auch noch Jahre später.

Im digitalen Hauen und Stechen dürfte sich die Aufrüstung im Cyberspace beschleunigen, inklusive erweiterter Angriffsbefugnisse für staatliche Stellen. «Das ist extrem besorgniserregend», sagt Atug. Wenn die Cyberfähigkeiten hochgerüstet werden, sind etwa Elektrizitäts- und Wasserversorgung stärker gefährdet.

Man sollte die Eskalationsspirale möglichst unterbrechen. Statt zu offensiven Aktionen aufzurufen, wäre es vernünftiger, Know-how und Eifer der Freiwilligen für defensive Aktivitäten zu mobilisieren: um vorsichtig Schwachstellen in lebenswichtigen Systemen der Ukraine aufzuspüren, damit diese behoben werden können. Damit könnte man der dortigen Zivilbevölkerung helfen, statt im Zweifelsfall jene in Russland mit unberechenbaren Angriffen zu schädigen.