Im Affekt: Waud, Wöuf, Mond, Nacht u Höu

Nr. 11 –

Natürlich darf das Featuring im Pop ja immer auch Werbung sein. Man sonnt sich ein wenig in der Coolness der anderen Musiker:innen oder empfiehlt sich bei einer Fanbase, die von ihrem Glück noch nichts weiss. Aber auf dem neuen Album der Berner Metalband E-L-R – «Vexier» heisst es – muss man schon gut hinhören, um den Rapper zu entdecken, der sich hier unauffällig auf dem fremden Territorium eingenistet hat. Offiziell aufgeführt ist er nicht, und auch im entsprechenden, epischen Song «Forêt» dauert es fast vier Minuten, bis Baze seine eindringlichen Verse zwischen die ausladenden Gitarrenwände schiebt. Und dann klingt das: völlig intuitiv, als hätte es immer zusammengehört.

Baze und E-L-R, das ist eine der musikalischen Bekanntschaften aus den vergangenen beiden Jahren, die zu gut und singulär sind, als dass man Langeweile oder Kalkül dahinter vermuten würde. Neben einem unverkennbaren Hang zur Schwermut verbindet die beiden auch eine Liebe zu raumfüllenden Sounds und meditativen Flows. Während die Gitarristin und die Bassistin von E-L-R ihre Gesangsstimmen nur für punktuelle Akzente einsetzen, kommt ihnen dieser Berner Strassenpoet, der sich ausserhalb von vorgefertigten Popskripts sowieso pudelwohl fühlt, gerade recht. Man hätte schon vorher auf die Idee kommen können, aber die guten kommen ja eben plötzlich.

Trotzdem lassen E-L-R keinen Zweifel, wer hier die Hosen anhat. Und Baze macht nicht den Eindruck, als müsste er sich grosse Mühe geben, sich an die sprachliche Motivwelt des Metal anzuschmiegen. Es klingt jedenfalls nicht wie eine Anbiederung, wenn er gleich vier Schlüsselbegriffe in zwei Zeilen unterbringt: «Du Tochter vom Waud – gstiut vo Wöuf / U jedi mondlosi Nacht ä witere Blick id Höu». Für den Metal in seinem selbstgewählten und manchmal hoffnungslos abgeschirmten Kellerverlies sind solche Momente sowieso erfreulich. Immer nur sauber in der Ecke stehen bleiben ist ja auch keine Lösung.

Vielleicht hat der Rapper aber auch einfach ein bisschen Angst, in all dem Lärm zu versinken: «Wo dr Näbu di frisst, wo di ke Sou me ghört».