Eigentlich möchte man seine Zeit kein ganzes Buch lang mit Pascal Gschwind verbringen: einem Protagonisten, der denkt wie von gestern und keinerlei Anzeichen zeigt, sein Ideal der wirtschaftlichen Profitmaximierung hinterfragen zu wollen. Und dies, obwohl sein Tesla der Extraklasse nur noch unter einer Staubschicht glänzen mag. Denn Gschwind lebt in einer Schweiz, in der das Autowaschen wegen einer Dürre vorläufig untersagt ist.

«Gschwind oder das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen» des Berner Autors Urs Mannhart spielt in einer undefinierten nahen Zukunft am Thunersee, wo ein sensationeller Fund das Leben des Protagonisten verändert: Der für besonders ergiebige Fahrzeugbatterien geeignete Rohstoff «Rapacitanium» wird entdeckt. Gschwind, Kommunikationschef eines internationalen Rohstoffkonzerns und Besitzer einer Villa mit Bootshaus am Thunersee, wird nun von seinem Chef persönlich mit einem inoffiziellen Auftrag betraut: Er soll ein Grundstück klarmachen, damit hier bald in die Tiefe gebohrt werden kann. Immerhin die dazu notwendige kriminelle Energie erweist sich als stetig erneuerbar.

Als Kommunikationsprofi redet Gschwind gekonnt alarmierende Signale klein. Untersuchungen wegen Verdachts auf eine Krankheit, die mit veränderten Druckverhältnissen im Ohr zu tun hat, schiebt er hinaus, und den sinkenden Wasserspiegel des Thunersees will er nicht in Zusammenhang mit den in der Nähe durchgeführten Probebohrungen bringen. Dass das nicht gut gehen kann, scheint absehbar. Und tatsächlich stürzt nicht nur das Landschaftsidyll polternd in sich zusammen, sondern auch die Familienidylle.

Eines jedoch bleibt unerschüttert: Gschwinds unerträgliches Weltbild, das die Perspektive der ganzen Erzählung prägt. So sieht man gebannt diesem langweiligen Mann zu, wie er die Welt zerstört, und erschrickt ob der Tatsache, dass das einen kaum verwundert.

Urs Mannhart: Gschwind oder das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen. Roman. Secession. Berlin 2021. 280 Seiten. 34 Franken