Was weiter geschah: Von Südtirol bis Sizilien – sensationell, spektakulär!

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Elly Schlein ist der Überraschungscoup gelungen. Am Sonntag setzte sie sich als neue Vorsitzende des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) durch. In der offenen Urwahl, an der nicht nur Mitglieder der Partei teilnehmen konnten, erhielt sie 53,75 Prozent der Stimmen, während der klare Favorit Stefano Bonaccini, der Präsident der Region Emilia-Romagna, bei 46,25 Prozent hängen blieb.

Von Südtirol bis Sizilien gaben knapp 1,1 Millionen Menschen ihre Stimme ab, und Elly Schlein lag richtig mit ihrer Vorhersage: Wenn die Millionengrenze überschritten werde, sei ihr der Sieg sicher. Vor allem ein urbanes Publikum stimmte für die 37-Jährige, die in den Grossstädten, in Rom, Mailand, Turin, Genua oder auch Palermo, mit Resultaten von rund siebzig Prozent wahre Kantersiege feierte.

Sensationell, spektakulär nannten die italienischen Medien einhellig das Ergebnis. Schliesslich setzte sich mit Schlein die krasse Aussenseiterin gegen Bonaccini durch, den alten Fahrensmann der Partei. Sie hatte zwar im Europaparlament gesessen, war von 2020 bis 2022 unter Bonaccini Vizepräsidentin der Region Emilia-Romagna und wurde bei den Parlamentswahlen im September zur Abgeordneten gewählt. Doch sie hatte nicht einmal das Parteibuch des PD und trat erst im Dezember 2022 der Partei bei – um dann gleich Vorsitzende werden zu wollen.

Das ist ihr gelungen, mit einer klar links ausgerichteten Kampagne, in der soziale ebenso wie Bürger:innenrechte im Mittelpunkt standen und in der sie forderte, der PD müsse zur «feministischen und ökologischen Partei» werden.

Die Mehrheit der Anhänger:innen überzeugte das – doch zugleich stellten sie damit das Mitgliedervotum auf den Kopf: Noch im ersten, am 19. Februar abgeschlossenen, rein parteiinternen Wahlgang hatte Bonaccini knapp 53 Prozent erhalten, gegen Schleins 35 Prozent. «Maximale Einheit» verspricht Schlein deshalb jetzt, um auch die eher zur politischen Mitte orientierten Kräfte im PD an Bord zu halten.

Nachtrag zum Artikel «Sozialdemokratie in Italien: Die geheime Favoritin» in WOZ Nr. 8/23.