Leser:innenbriefe :
Klar, deutlich, diplomatisch
«Kompensieren fürs Klima: Pinguin mit Beule», WOZ Nr. 9/23
Der Artikel ist klar, deutlich, ernst und diplomatisch trotz allem. Ich bin sehr beeindruckt. Er bestätigt leider allzu manches, was ich schon immer denke, mich dabei zynisch fühlend, weil ich keine Beweise habe und mich auch keiner Forschung auf dem Gebiet rühmen kann.
Ganz besonders anregend ist auch das Bild der «skeptisch blickenden» Gazellen. Es untersteht derselben deutlichen und dabei freundlich und diplomatisch bleibenden Ausdrucksweise. Beides regt an zum Denken und zum Überprüfen zukünftiger Entscheidungen!
Kate Kimberley, Menziken
Gefährliche Unzufriedenheit
«Keller-Sutters Sparprogramm: Schlechte Wirtschaftspolitik», WOZ Nr. 8/23
Manche, die zu Reichtum gekommen sind, leben nach dem Motto «Wer im Sommer Kabis klaut, hat im Winter Sauerkraut». Es gilt die Unschuldsvermutung. Doch das Gefälle zwischen Reich und Arm wird immer grösser. Immer mehr haben immer weniger zu verlieren.
Warum sollten Betroffene diese Situation nicht als Falle empfinden, aus der sie nur mit Verzweiflungstaten entkommen? Das Gefühl der Unzugehörigkeit öffnet die Schleusen für eine gefährliche Unzufriedenheit.
Richard Knecht, Glarus
Humanitäre Hilfe
Zu einem Podium in Basel
Am Jahrestag des Krieges gegen die Ukraine nahm ich an der Uni Basel an einem offenen Podium zum Thema «Krieg gegen die Ukraine» teil. Eine Schriftstellerin aus der Westukraine, eine in Berlin lebende Ukrainerin – Menschenrechtsaktivistin – und eine Politologin mit langjährigem Kontakt zur Ukraine sprachen auf dem Podium. Die Sprechenden haben uns die historisch erklärbaren und verständlichen Gründe des heftigen Widerstands gegen den Aggressor erklärt. Die Ukraine wurde politisch, kulturell und als eigenständiger Staat neben Russland vom Westen bisher zu wenig wahrgenommen. Die Ukraine erlebte sich als Kolonie Russlands, deren Goethe-Institut nicht in Kiew, sondern in Moskau seinen Sitz hat, um nur ein kleines Beispiel zu nennen.
Wie kann also im schon laufenden Wiederaufbau die «Entsowjetisierung» gefördert und das Korruptionsproblem angegangen werden? Wie kann die Schweiz die Ukraine unterstützen? Nebst dem Aufruf zu Städtepartnerschaften wurde die humanitäre Hilfe genannt. Es brauche nebst Autos und Generatoren auch Wasser in den zerbombten Städten. Leer schlucken musste ich aber, als die Menschenrechtsaktivistin die Lieferung schwerer Waffen zur humanitären Hilfe zählte. Nein, habe ich gedacht: Schwere Waffen gehören definitiv nicht dazu!
Die Schweiz als einer der zehn grössten Finanzplätze der Welt hat weit effizientere Mittel, um die russische Aggression zu stoppen. Wie wäre es etwa mit mehr Entschlossenheit und Transparenz im Handel mit Russland und einer konsequenten Umsetzung der Sanktionen? Auch bei der Konfiszierung von Oligarchengeldern hätte der Bundesrat einigen Spielraum, den er bisher nicht nutzt. Wieder muss die EU in dieser Sache vorangehen, bis die Schweiz vielleicht doch noch unter international grossem Druck mitzieht.
Donat Oberson, Böckten