Musikfestivals: Klima­subventionen für Live Nation

Nr. 13 –

Schon mal von VEPs gehört? Die Abkürzung steht für «very ecological people», ein neuer Furz aus dem Bereich des Greenwashing. Am Openair Frauenfeld, das seit 2017 dem US-Veranstaltungskonzern Live Nation gehört, steht für die VEPs eine eigene Ökozone bereit: 180 rezyklierbare Zelte, ausschliesslich Solarstrom. Doch für die meisten der 180 000 Besucher:innen stehen auch achtzehn Dieselgeneratoren für die Stromproduktion im weiten Feld und 7000 Parkplätze bereit. Trotzdem fliessen über das VEP-Projekt staatliche Subventionen für Klimamassnahmen an das Festival – gibt es da nicht ein Problem?

Solche Fragen wirft der Dokumentarfilm «Musikfestivals zwischen Aktivismus und Greenwashing» auf, der am Wochenende am M4Music Festival in Zürich erstmals gezeigt wurde. Gedreht wurde er vom Schweizer Ableger von Music Declares Emergency, einem in England gegründeten Zusammenschluss von Musiker:innen, der in der Musikindustrie Massnahmen gegen die Klimakrise fordert.

In Frauenfeld sagt der zwanzigjährige Sebastian: «Es regt mich mega auf, dass die Jugendlichen jetzt alles ausbaden müssen. Eigentlich habens die Alten versaut.» Mit feiner Komik zeigt der Film die sehr unterschiedlichen Bemühungen der Festivals. Ernsthaft engagiert sind vor allem die kleineren wie das One of a Million in Baden oder die Winterthurer Musikfestwochen, deren Einfluss auf die Gesamtemissionen allerdings viel geringer ist. Die grossen versuchen sich derweil mit Marketing zu profilieren. Das Zürich Openair etwa lässt vor Ort Secondhandshirts mit seinem Logo bedrucken. Das Montreux Jazz Festival spendiert einem lokalen Tauchklub einen Apéro dafür, dass er nach dem Festival den Müll aus dem Genfersee fischt.

Abseits des Films hat Music Declares Emergency zudem in einer Studie die Emissionen der insgesamt 400 Schweizer Festivals untersucht. 2022 stiessen diese 128 000 Tonnen CO₂ aus, genauso viel wie 25 000 Personen in der Schweiz pro Jahr. Der deutlich grösste Posten ist die Anreise der Festival­­­­­­­besucher:innen mit dem Auto: Ein Drittel aller Emissionen entsteht auf diesem Weg. Die Anreise mit dem Flugzeug, vor allem von eingeflogenen Künstler:innen, fällt immerhin halb so stark ins Gewicht. Nach der Mobilität (insgesamt 67 Prozent der Emissionen) kommen Essen und Trinken (10 Prozent) und Druckwaren (7 Prozent).