Leser:innenbriefe

Der Name ist Programm
«Energiepolitik: Der junge Mann und der Wind», WOZ Nr. 20/23
Als er noch Elias Meier hiess, fiel er mir schon mal negativ auf. Mit dem Elektromobil (gemäss «Berner Zeitung») bretterte er damals zu einem Pressetermin nach Romont oberhalb von Grenchen, um gegen den dort damals geplanten (und von den Einheimischen gewünschten) Windpark zu wettern. Wie er auch bei seinem Engagement im SVP-Geschwurbel zum Klimaschutzgesetz zeigt, geht es ihm in erster Linie darum, seine Sicht einer «schönen Landschaft» durchzudrücken beziehungsweise Andersdenkende zu «bevogten». Von daher passt sein neuer Name ganz gut. Vielleicht sollte er aber künftig auch etwas lösungsorientierter agieren. Ein guter Anfang wäre zum Beispiel, bei der nächsten Fahrt von Grenchen nach Romont ein gewöhnliches Velo ohne Atomstromunterstützung zu nehmen. Das sollte er stemmen können, denn das schaffen auch wesentlich Ältere.
Dann sollten sich Landschaftsschützer:innen vielleicht auch mal überlegen, wie eine Landschaft überhaupt entstanden ist, welche sie oft mit grosser Vehemenz schützen wollen. Den Triftsee gab es vor 1998 zum Beispiel nicht (machen Sie auf map.geo.admin.ch eine «Zeitreise»!). Er ist also keine uralte Naturlandschaft, sondern eine Folge der menschengemachten Klimaerwärmung. Wenn dort nun ein Stausee gebaut werden sollte, dann wird das nur ein Wasserspeicher sein, welcher den vormaligen Gletscher ersetzt.
Ob eine Staumauer nun schön ist oder nicht, ist zum einen Ansichtssache. Zum anderen kommt es nicht darauf an, ob, sondern wie die Mauer gebaut wird. Daran sollte immer gedacht werden, wenn dereinst noch viele weitere durch die Erderwärmung verschwindende Gletscher durch Stauseen ersetzt werden müssen, um die Wasserversorgung in und um die Hochgebirge herum auch in Zukunft gewährleisten zu können.
Hans-Jürg Schmied, Langenthal
Was unterscheidet Europa vom Iran?
«Hinrichtungen im Iran: Ein Staat im Blutrausch», WOZ Nr. 21/23
Die WOZ stellt zu Recht den Iran an den Pranger als «Staat im Blutrausch». Der Iran ist zwar nicht der einzige solche Staat, doch einer der schlimmsten. Daran gibts nichts zu diskutieren. In Europa ist es jedoch kaum besser.
In Griechenland gehören Pushbacks zur Tagesordnung: Personen, die bereits im Land sind, werden entführt und (nachdem sie ausgeraubt wurden) auf manövrierunfähigen Rettungsflossen in internationalen Gewässern ausgesetzt – manchmal auch «einfach so» ins Wasser geworfen, ihren Tod in Kauf nehmend. Hilferufe von sinkenden Booten werden stundenlang ignoriert, bis jeglicher Rettungsversuch zu spät ist. Ursula von der Leyen nannte Griechenland den «Schutzschild von Europa»! Italien und Malta ignorieren die Hilferufe und behindern die freiwilligen Rettungsorganisationen. Sie kooperieren mit der sogenannten libyschen Küstenwache, sodass Personen wieder in Lager zurückgeschickt werden. Gewalt, Vergewaltigungen und Morde sind die Folgen. Polen baut Grenzzäune mit dem Ergebnis, dass Menschen im Winter an der Grenze zu Belarus erfrieren. Freiwillige werden gewaltsam daran gehindert, überlebensnotwendige Güter in das Gebiet zu bringen. Die EU hat nicht nur die libysche Küstenwache ausgebildet, sondern auch ausgerüstet (Schiffe, Überwachungsanlagen und so weiter). Weitere Länder, darunter die Schweiz, weigern sich, eine angemessene Anzahl Flüchtlinge zu übernehmen, damit die Länder an der Schengen-Aussengrenze entlastet werden könnten.
Alle diese und weitere Massnahmen haben unmittelbar das Sterben von Menschen zur Folge, und dies ist längst klar, auch wenn es immer wieder geleugnet wird. Ein Unterschied zur Hinrichtung ist schwer zu erkennen. Unter dem europäischen Vorgehen leiden – und sterben – nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Kinder, Kleinkinder und Säuglinge.
Iain Campbell, per E-Mail