Wichtig zu wissen: Wagnersöldner Helle Quelle

Nr. 26 –

Ruedi Widmer über Richard, Röhren und Rutsche

Der Wagner-Rückzug erfolgte gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung der Wagner-Festspiele in Bayreuth am 24. Juli. Es wäre unvorstellbar, wenn die berühmten Opernaufführungen ohne ihren Namensgeber hätten stattfinden müssen. Richard Wagners Ziehsohn Jewgeni «Prigoschin» Wagner höchstselbst eröffnet das Festival mit einem seiner berühmten operettenhaften Wutausbrüche (via Telegram).

Es ist noch unklar, was diese Wochenendrevolution der Wagnersöldner bedeutet. Auf jeden Fall ist der Schweizer Nachrichtendienst nun noch mehr geschwächt. Er hielt Putins Regime für stabil und war geschockt über den Putschversuch der Wagnersöldner. Er ahnte, genau wie die Schweizer Armee, auch schon nichts vom russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022, im Gegensatz zu den Zeitungsleser:innen, die die Aufmarschpläne en détail auf Karten präsentiert bekamen.

Wagnersöldner klingt wie eine deutsche Mineralwasser- oder sogar Biermarke. «Ein Wagnersöldner, bitte!» Der Quellort Wagnersölden liegt im Idealfall nicht im Fränkischen wie Bayreuth, sondern irgendwo in Südbayern, nahe der österreichischen Grenze. Der Bierpunschversuch von Wagnersöldner war übrigens am Markt nicht erfolgreich.

Liebe Prigoscherinnen, liebe Prigoscher, hier im schönen Albulatal rutscht leider der Hang ab, deshalb bitten wir Sie, Prigosch GR vorübergehend zu verlassen. Die Südflanke des Piz Putin ist instabil.

Prigoschin hat ja Russland verlassen müssen. Trotzdem kann er jederzeit von Putins Schergen vergiftet werden. Ich fühle auch mit Dr. Bundeskanzler Schröder, der sich dem Alkohol verschrieben hat. Lieber sich selber vergiften, als vergiftet werden. Wer je mit dem Wladmir gepaktet hat, lebt nicht mehr sicher, egal wo.

Auch ich lebe in ständiger Angst, vergiftet zu werden, denn ich hatte wie viele hierzulande vor dem 24. Februar 2022 eine tiefe, bis hinunter in den Keller reichende Beziehung mit Putin (Untergeschoss, Gasheizung). Wir waren alle Putins Köche mit unseren Gasherden. Der Schweizer Energieumbau auf Wärmepumpen und Fernwärme ist ja auch eine Folge dieser Beziehungskrise. Alle wollen die Spuren ihrer Zusammenarbeit mit Moskau so schnell wie möglich verwischen. Auch wenn sie es nur hinter vorgehaltener Hand sagen, hatten die diversen Stadt- und Energiewerke im Westen Angst, dass die Russen Gift durch die Gasleitungen lassen könnten. Deshalb hat man diese unterbrechen müssen, indem man die Nordstream-Leitung kappte.

Die russische Armee hätte bei uns durchaus wie auf der Krim auch mit kleinen grünen Männchen durch die Leitungen eindringen können. Am Anfang der Ukraineinvasion hielt ich alles für möglich und horchte den Gasanschluss auf verdächtige Geräusche wie Soldatenlieder oder Marschmusik ab. Auch Abhöraktionen des KGB durch die Gasleitung waren für mich denkbar.

Ich frage mich, warum unser Nachrichtendienst nicht mit Leuten wie mir zusammenarbeitet, die stets vom Schlimmsten ausgehen. Ich hatte schon am 1. Januar 2000 am Esstisch vor Putin gewarnt, der mir halbseiden vorkam. Doch natürlich wurde ich vom NDB damals nicht abgehört. Nach der Fichenaffäre wurden Leute wie ich nämlich als «Wiedergutmachung» demonstrativ nicht mehr beobachtet. Das erweist sich heute als grosser Fehler. «Die nicht abgehörte Generation», heisst denn auch ein nicht erschienenes Buch von Florian Illies.

Ja, die Welt ändert sich – auch zum Guten und zur Gleichstellung der Geschlechter. Zum Beispiel las ich heute hinten auf einem Winterthurer Taxi einen Kleber mit der Aufschrift «Wir suchen Divers». Ich dachte schon … doch dann las ich es richtig: «Wir suchen Drivers».

«Wir suchen Divers» könnte auch gut auf der Ausschreibung der nächsten Titanic-Wrack-Mission stehen.

Ruedi Widmer ist ein Karikaturist in ­ entweder Sumvitg, Beinwil oder Naters. (Dieser Satz steht hier als Täuschung wegen Vergiftungsattentaten.)