Leser:innenbriefe

Nr. 33 –

Gedanken zum Alltagselend

«Kantonale Bettelverbote: Das Recht, um Hilfe zu bitten», WOZ Nr. 32/23

Die WOZ bezieht in ihrem Artikel einseitig Stellung für das Recht auf Betteln und bezichtigt die Schweiz der «Kriminalisierung von mittellosen Ausländer:innen, insbesondere von Rom:nja». Einseitig deshalb, weil mit keinem Wort erwähnt wird, was die Schweiz im Allgemeinen gegen diese Ungleichheit im Ost-West-Gefälle tut – zum Beispiel der Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten, die rund zwei Milliarden Franken Spenden an Schweizer Hilfswerke im Jahr 2021 oder im Besonderen an die Rumänienhilfe Spiez oder die Rumänienhilfe Wegenstetten.

Mit diesem journalistisch nicht austarierten Artikel trägt die WOZ nichts zur Lösung des Missstandes und des aktuellen Konflikts zwischen der Bevölkerung und den Bettelnden in den Schweizer Innenstädten bei. Behilflich sein könnte zu wissen, wie WOZ-­­­­­­­­­Redaktor:innen in ihrem Umfeld mit dieser menschenunwürdigen Situation umgehen und wie sie den allen Wettern ausgesetzten, auf den Trottoirs kauernden Bettler:innen, darunter mehrheitlich Frauen, begegnen. Zu wissen, ob Sie sich auch die Überlegung machen: Wem spende ich jetzt was und wie viel? Wem nicht, und was spende ich morgen und übermorgen, wenn ich wieder und wieder diesen, man kann es nicht anders sagen, Miserablen begegne?

Ich als WOZ-Abonnent und Unterstützer diverser sozialer Institutionen und Parteien schaffe es nicht, im Dilemma, Wohltäter oder Verächter zu sein, diesem Alltagselend auch nur annähernd gerecht zu werden.

Urs Zeder, Basel

Die Schweiz manövriert sich ins Abseits

«Sky Shield: Mit Rückenwind im Cockpit», WOZ Nr. 28/23

Die Schweiz ist längst weltweit ins Abseits der Verachtung geraten und will es nicht wahrhaben. Jetzt tritt sie in voraussorgendem Eigennutz dem Raketenschutzschild Sky Shield bei. Die Abstinenzlerin will ja für alle Fälle auf der sicheren Seite stehen, für diese aber jedes politische und moralische Engagement ausschlagen. Heute besorgt sie sich US-Kampfflugzeuge, verweigert aber auch jetzt noch die Weitergabe von Schweizer Munition an die gebeutelte Ukraine. Der kriminelle Kreml-Fürst rühmt sie als «sichere Komplizin», und die Schweiz lässt sich das gefallsüchtig gefallen. Sie hat sich aus der Solidargemeinschaft der Staaten der Nato und der EU ausgeschlossen und fordert von diesen Schutz und Anerkennung. Sie ist nicht neutral, beliefert kriegführende Länder in Milliardenhöhe (Saudi-Arabien etc.), unterläuft Sanktionen der Nato und der EU gegen Putin und gewährt der Ukraine mitleidig ein geradezu beleidigendes soziales Kleinsthilfegeld.

Dass eine Waffenlieferung an die Ukraine eine moralische Pflicht wäre, attestiert das Schweizer Waffengesetz KMG Art.  19 ­(Notrecht) selbst sowie das Memorandum von Professor Thomas Cottier (Universität Bern). Das ist eine «course à l’abîme» (zu Deutsch: ein Wettlauf zum Abgrund), die nur in der Musik ihren Platz hat. Wie lange die europäische Gemeinschaft diese Heuchelei noch duldet, fragt sich die Schweiz nicht.

Hermann Hofer, Marburg (D)

Auch auf Tierprodukte verzichten

«Hitzesommer: Täglich fallen die Rekorde, und viele schauen weg», WOZ Nr. 31/23

Die Aufzählung der klimabedingten Probleme macht Angst. Ebenso die Aufzählung der Versäumnisse, die die Politik in den meisten Staaten zu verantworten hat. Umso wichtiger wäre der Hinweis, dass wir deshalb wenigstens als Individuen das Möglichste gegen die drohende Katastrophe machen sollten: Vermeidung fossiler Energien, aber auch Verzicht auf Tierprodukte, damit auch die im Bericht nicht erwähnten agrarbedingten Emissionen vermindert werden. Als sehr positiven Zusatzeffekt würden wir so etwas gegen das von Jahr zu Jahr erbarmungslos steigende Tierleid tun.

Renato Werndli, Eichberg

Keine Gratiswerbung für Google

«Ein Traum der Welt: Fliegen und fliegen lassen», WOZ Nr. 27/23

In der Presse allgemein und gelegentlich auch in der WOZ wird der Ausdruck «googeln» verwendet. Auch wenn es landläufig so gehandhabt wird, sollte die Wortwahl wenigstens bei der WOZ etwas differenzierter ausfallen. Es gibt zahlreiche Alternativen für die Suche im Internet. Es macht sich nicht gut für die WOZ, Gratiswerbung für den Monopolisten zu schalten.

Bruno Schiegg, per Mail